Springe zum Inhalt

Der Hirschenwirt in Wasserzell war wirklich eine angenehme Bleibe gewesen. Bei schwerem grauem Himmel machten wir uns auf, durchquerten nochmal Eichstätt und fuhren dann weiter die sanft mäandernde Altmühl entlang. In Kipfenberg machten wir einen kurzen Abstecher über die Brücke und bekamen in der Pizzeria Cipolla ausgezeichneten Kaffee. Von Pfünz bis ein Stück hinter Kipfenberg war wunderbare Ruhe im engen grünen Tal. Gehört hatten wir einen Kuckuck in diesen Tagen schon mehrmals. Diesmal konnten wir ihn auch sehen, wie er ganz oben auf der äußersten Spitze eines dürren Baumes saß und rief.

Bei Ilbling kam dann die Autobahn heran und zerstörte die Stille. Ein ICE, der vor Kinding aus dem Tunnel auftauchte, war auch sehr laut, aber dieser Lärm war schnell wieder vorbei. Das kontinuierliche Fahrgeräusch der LKW auf der A9 hingegen begleitete uns auf dem ganzen Wegstück. Diese Art von Lärm ruiniert eine Landschaft wirklich ganz und gar.

Hinter Kinding wurde es dann wieder ruhiger. Kurz vor Beilngries fanden wir zum Brotzeitmachen Unterschlupf in einer kleinen Rasthütte, wo wir etwas vor dem kalten Wind geschützt waren. Beilngries ist ein sehr schmuckes Städtchen. Wir machten kurz Halt an der Kirche mit den beiden ungleichen, mit bunten Schindeln gedeckten Türmen. Drinnen war schon alles für das morgige Fronleichnamsfest geschmückt, einschließlich der obligaten jungen Birken, denen es sicher auch an ihrem ursprünglichen Standort noch ganz gut gefallen hätte.

Von Beilngries bis Dietfurt wechselten wir von der Altmühl an den Main-Donau-Kanal. Da lief es etwas langweilig, aber schön flott gerade dahin. Bei dem einzigen Schiff, das wir auf der ganzen Strecke erspähen konnten, stellt sich die Frage, ob der Kanal eigentlich seine Kosten einspielt. In Dietfurt ersparten wir uns die im Plan vorgesehene Umrundung des Wolfsbergs über Mühlbach und blieben gleich am Fluss, der hier noch einmal landschaftlich sehr schön und ruhig ist. Solche Abweichungen von der vorgezeichneten Route lassen sich sehr schön planen, wenn man eine gute topografische Karte hat und an den Umgang damit gewohnt ist. Besser als in jedem Radwanderführer sieht man da die Straßenführung, kann sich an den eingezeichneten Gebäuden, Feldkreuzen, Hochspannungsleitungen und anderen Landmarken orientieren und eben auch mal vom markierten Weg abweichen und dabei anhand von Höhenlinien und zahlenmäßigen Höhenangaben auch noch abschätzen, welche Steigungen und Gefälle zu erwarten sind. Die Serie UK50 vom Bayerischen Landesvermessungsamt leistet uns auch hier beste Dienste. Sie enthält nicht nur die topografischen Basisinformationen, sondern es sind auch Rad- und Wanderwege eingezeichnet, sowie Touristisch interessante Punkte, letztere aber so dezent, dass sie das Kartenbild nicht stören. Der Maßstab 1:50.000 ist zum Radeln optimal geeignet.

Topografische Karte im Kartenhalter

Im leichten Dauerregen erreichten wir nach etwa 80 Tageskilometern Riedenburg, wo wir im Gasthof zur Post ein nettes Zimmer fanden. Nach dem feuchtkalten Tag waren eine geheizte Stube und eine heisse Dusche sehr willkommen. Und das Abendessen in der Post war gut und reichlich.

An die Züge, die auf der anderen Talseite die recht beachtlich ansteigende Bahnstrecke entlang fahren, kann man sich gewöhnen, so dass wir das Schallschutzfenster offen ließen. Interessant wie zu Kinderzeiten die endlos langen Güterzüge aus Kesselwagen und Autotransportern, die man schon lange hört, bevor sie zwischen den Bäumen des Waldes sichtbar werden, und deren Geräusch noch lange nachklingt, wenn sie wieder verschwunden sind. Bahn ist immer faszinierend.

Tagesausflug durch das grüne Tal ins nahe Eichstätt. In der Stadt zähneklappernd über Kopfsteinpflaster. An der Gastronomie erkennt man die Universitätsstadt. Pizzerien und Cafes allenthalben. Dombesichtigung. Im Willibaldschor gegenüber dem Hochaltar zeigt uns der Heilige das Knie. Im Kreuzgang erstaunliche Kunstwerke von einst und jetzt. Noch ein Blick in die Schutzengelkirche. Fünfhundertsiebenundsechzig Engelsdarstellungen soll es hier geben. Wir haben nicht nachgezählt. In der Kapuzinerkirche eine Nachbildung des Heiligen Grabes.

Relief im Kreuzgang des Eichstätter Doms

Nett, wer hier so mitliest. Im Cafe am Domplatz erreichte mich eine Mail vom Bikeline-Verlag. Man bedaure den Fehler, der uns am ersten Tourtag in den Teufelsgraben geführt hat und werde ihn gleich ausbessern. Gut so, und ein schöner Gruß zurück!

Der Weg hinauf zur Willibaldsburg war schweisstreibend, aber von oben gab es einen schönen Ausblick über Stadt und Tal. Das Jura-Museum sparten wir uns, auch wenn es dort einen echten versteinerten Archäopteryx geben soll. Jedes Schulkind kennt die Bilder. Auf den Höhenzügen rund um Eichstätt sieht man wie gelbe Narben im Waldgrün einige Stellen wo der urzeitliche Kalkstein abgebaut wird.

Wer gerne gärtnert, dem sei der Bastionsgarten empfohlen. Nicht, um sich dort selbst mit Harke und Schere auszutoben, sondern zum Schauen und Staunen. Staunen zum Beispiel darüber, dass hier Sträucher zu Kugeln geschnitten vorkommen, die daheim jeden Einsatz der Schere mit jahrelangem Minderwachstum quittieren. Flieder, Kornelkirsche, Forsythie, Schneeball, alles zu Kugeln geformt. Don't try this at home.

Bastionsgarten auf der WillibaldsburgZitronenbäumchen im Bastionsgarten

An den Zitronenbäumchen sind Schilder angebracht, auf denen gebeten wird, die Früchte nicht zu stehlen. Daran scheinen sich die Besucher in der Tat zu halten, was sie aber nicht an anderem Schabernack hindert. Die Zitronen waren prall und groß, wie nie gesehen. Einer besonders runden war mit Edding ein Gesicht aufgemalt.

Erstaunlich auch die Namen. Nicht so sehr die altertümlichen aus dem alten Klosterbuch, nach dem der Garten in jüngerer Zeit angelegt wurde. Sondern die lateinischen botanischen Namen, die gleichfalls auf den Täfelchen angegeben sind und an denen man erkennen kann, dass einige Bewohner des heimischen Gartens eigentlich ganz anderen Spezies angehören, als auf dem Schild im Gartencenter stand. Ich hatte schon immer den Verdacht, dass diese Bezeichnungen vielfach volkstümlich und irreführend sind.

Mit 61 km/h den Burgberg wieder runter. Unten im Stadtcafe gabs feinen Kuchen. Dialog an der Pralinentheke, Verkäuferin und Kundin: "Haben Sie eine spezielle Vorstellung, was es sein soll?" - "Eine kleine Mischung für eine ältere Dame." - "Aha, ohne Nüsse..." So ist das also.

Im Ort allenthalben Radfahrer mit Tagesgepäck oder voller Beladung. Die Mountainbiker erkennt man auch noch in der Kirche an der Schlammspur am Rücken. Warum fährt Mensch ein solches Rad? Wer nicht wirklich in unwegsamem Gelände unterwegs sein will, und das sind wohl die allermeisten, die uns hier begegnen, braucht weder grobstollige Reifen, noch eine Vollfederung, bei der ordentliche Schutzbleche nicht möglich sind. SUV-Räder sind das also, eine ebenso verfehlte Mode wie der beliebte Geländewagen als Familienkutsche. Als ich neulich über eine Fahrt berichtete, fragte jemand: "Rennrad oder Mountainbike?" Touren- oder Reiseräder scheinen etwas aus der Mode zu sein.

Wir fahren, an dieser Stelle sei's einmal verraten, seit fast fünfundzwanzig Jahren Utopia-Reiseräder. Die 'Strandläufer', mit Kettenschaltung, Trommelbremsen, schmalen Tourenradreifen und einer Vorderradgabel, die allein durch die Elastizität des Materials für einigen Fahrkomfort auf rauen Strecken sorgte, haben uns viele tausend Kilometer ebenso über Teerstraßen wie über Waldpfade getragen. Mit Gepäck und ohne. Damals war man stolz auf Rahmen aus elastischen Stahlrohren mit geringem Querschnitt. Als die Mode zu dünnwandigen Rohren mir großen Querschnitten ging, war Schluss mit dem Federungskomfort elastischer Rahmen. Die Nachfolger sind nun Utopia Roadster mit 14-Gang-Nabenschaltung, gekapselter Kette und Scheibenbremsen, und auch sie haben uns schon komfortabel über etliche tausend Kilometer getragen.

Utopia Roadster

Wir verließen Gunzenhausen nach einem späten Abschiedsfrühstück in Richtung Treuchtlingen. Auf einer feuchten Wiese stakte Meister Adebar herum und stocherte im Gras. Gelegentliche Greifvögel in der Luft und tirillierende Lerchen. Hinter Treuchtlingen wurde das zuvor weite Wiesental dann eng und waldig, später ragten manchmal Felsen auf. Bei Pappenheim die hohe Burg, dann weiter, immer an Fluss und Bahn entlang. Schwalben in der Luft, eilige Mäuse über den Weg. Sehr schön auch das letzte Stück, zwischen Dollnstein und Wasserzell. In Wasserzell wollen wir bleiben. Eichstätt ist nicht weit und beim Hirschenwirt ist gut wohnen und essen. Für mich gab es Lebergeschnetzeltes vom Altmühltaler Lamm. Laut Speisekarte war das Tier hier in der Landschaftspflege tätig gewesen und hatte sich gesund ernährt. Heute kam es ein paarmal kräftig nass von oben. Aber im Altmühltal im Regen Radeln gefällt uns immer noch besser, als Strandliegen oder Cluburlaub.

Blick vom Hirschenwirt auf die Bahnstrecke

Köhler ist als Bundespräsident zurückgetreten. Er hat ja manchmal richtige Sachen gesagt, die man ihm als ehemaligem IWF-Direktor gar nicht zugetraut hätte. Ebensowenig hätte ich ihm allerdings zugetraut, mit so wenig Fortüne in die zweite Amtszeit zu starten und jetzt auch noch so ins Schwadronieren über deutsche Militärpolitik zu geraten, dass es letztlich unhaltbar wurde. Auch wenn manche vielleicht sagen, er hätte nur aus dem Nähkästchen geplaudert. Seine Wahl war das Startsignal für Schwarz-Gelb gewesen. Seine Demission könnte ein Signal für das Ende von Schwarz-Gelb sein.

Morgens keine Eile. Kühl, windig, wolkig, ein paar Sonnenstrahlen. Am Marktplatz von Gunzenhausen die Gehsteige, die nachts um Elf schon hochgezogen waren, jetzt um Zehn noch nicht ganz wieder unten. Sonntag. Entner's Selbstbedienungscafe lockte mit Frühstück. Fein Milchkaffee und süße Teilchen.

Dann raus in Richtung Altmühlsee. Wohlgeordnete Freizeitlandschaft, Radler rechts, Fußgänger links. Hier baden aber nicht surfen, hier segeln aber weder baden noch surfen. Hier surfen aber keinesfalls baden. Alles durch Gebote und Verbote geregelt. Sonnige Seelandschaft mit Wolkendramen am Himmel. Wind- und Drachensurfer nutzten die kräftig übers Wasser blasende Brise. Eine Familie, der Mann im Neoprenanzug, die Frau hält das Drachensegel, bis die Schnüre stimmen, das Kind sitzt gelangweilt am Boden. Komm, wir fahren an den See und schauen zu, was Papi Tolles kann.

Freizeitgelände AltmühlseeAltmühlsee

An der Vogelinsel schnattert ein Kegelclub. Das Federvieh verbringt den Tag des Herrn in Deckung. Eigentlich ist diese künstliche Naturlandschaft schon beeindruckend. Wie komplex ein Biotop funtioniert, und wie schwer es ist, Natur zu bauen, macht eine Tafel unfreiwillig deutlich: Die Fische haben in ihrer Überzahl die Planktonkrebschen so sehr dezimiert, dass die mit den Algen nicht mehr fertig werden. Also wurden Hechte eingesetzt, um den Fischbestand zu reduzieren. Man fragt sich, was als nächstes kommt, wenn die Hechtpopulation aus dem Ruder läuft. Die Natur, alleingelassen, hätte Zeit und mit der Zeit auf alles eine Antwort. Aber der Mensch ist ungeduldig.

Auf das obere Seeende zu sieht die Landschaft etwas echter aus. Weite naturbelassene Wiesen, kaum Bäume als Ansitz für Greifvögel, also ideal für Wiesenbrüter. Steht auf einer Tafel. Dazu weitere Erklärungen, die zeigen, wie spezialisiert die Vögel für jeweils eine kleine Ökonische sind. Einer kann mit seinem langen Schnabel tief im Boden nach Insekten stochern, aber nur, wenn der Boden feucht bleibt und nicht hart wird. Kulturlandschaft ist viel zu gleichförmig, um allen Lebewesen ihren Platz zu bieten.

Wir fuhren weiter nach Ornbau. Beim Vorbeiradeln gestern schien der Ort uns einen Ausflug zu lohnen. Die alte Brücke, Torturm und Kirche sind mehr als ein Foto wert. Aber im Ort gibt es dann nicht mehr viel zu sehen. Die Kirche scheint von hinten eine moderne Erweiterung erlitten zu haben. Einen Bau wie eine Feuerwehrgarage. Leider gab es auch kein Lokal, in das wir uns beim aufkommenden Regen hätten setzen können.

In dieser offenen Landschaft sieht man das Wetter schon von weitem. Dunkle Wolken mit Regenschleiern in der Ferne, dann wieder sonniger Himmel. Ein paar mal kräftiger Wind. Auf dem Rückweg nahmen wir den Weg am Südufer des Sees. Wegelagernde Familienverbände von Graugänsen mit Küken verschiedenen Alters. Im Wasser eine Entenfamilie in gerader Linie hintereinander. Die Kleinen mussten kräftig paddeln und hüpften auf den Wellen wie die Bällchen. Das Wasser war jetzt unruhig, kräftiger Wind kam auf und brachte pfeilschnelle Surfer vom anderen Ufer herüber. Die meisten fielen beim Wenden ins Wasser. Die echten Könner kreuzten gleich wieder souverän gegen den Wind zurück. In Gunzenhausen kehrten wir diesmal im Cafe Schmid ein. Gut besucht von Regenflüchtern. Auch hier Selbstbedienung.

Danach sah das Wetter wieder besser aus. Wir machten uns auf zum Brombachsee. Über Frickenfelden hinaus, am Westufer entlang, bei Absberg riesige leere Parkplätze am verwaisten Badegelände. Wir drehten eine Runde um den kleinen Brombachsee, fuhren am Deich zwischen großem und kleinem See entlang und dann am Südufer zurück nach Hühnermühle, wo man schön einsam am Altmühl-Überleiter entlang fahren kann, der das Wasser vom Altmühl- in den Brombachsee bringt. Am Ende des kleinen Tals etwas bergauf und oben weiter, während das Wasser unten durch einen Stollen geflossen kommt. Wo der Kanal auch hier wieder offen ist, suchten wir uns seitwärts den Weg durch die Vorstadt bis zur Wohnung.

Abendessen gab es wieder gutbürgerlich im Adlerbräu. Draußen verkündet eine Tafel, dass hier Anno 1805 Erzherzog Ferdinand von Österreich nach der Kapitulation bei Ulm auch gerne etwas gegessen hätte, aber der anrückende Franzosenmarschall Murat vertrieb ihn vom Tisch und ließ es sich selber schmecken. Uns machte niemand unser Essen streitig. Sind ja auch zivilisierte bürgerliche Zeiten heute.

Tafel am Adlerbräu Gunzenhausen

Am Münchner Hauptbahnhof eine Schar betrunken krakelender Jungmänner, alle in rosa T-Shirts mit der Aufschrift "Wer ist der Depp?". Aus der anderen Richtung, ebenfalls biertraglschleppend, eine Gruppe in blauen T-Shirts mit "Wer ist der Idiot?". Seltsam demente Liebesdementis zum Junggesellenabschied. Hoffentlich ist nicht in Wirklichkeit das Mädel die Idiotin. Aber vielleicht sind sie ja daheim lammfromm, die Kerle.

In Treuchtlingen umsteigen, dann noch eine gute halbe Stunde bis nach Ansbach. Runter Treppeppe, aufwärts Lift. Vom Bahnhof machten wir erstmal einen Abstecher in die Altstadt und gönnten uns einen feinen Kaffee. Dann auf die Räder und los. Die Türkenstraße, auf der wir die Stadt verlassen sollten, war schnell gefunden. Dann allerdings ein saudummer Fehler im Radlführer: Lechts und Rinks velwechsert und wir landeten erst auf einem frisch gesandeten Weg, in dem die Reifen tief einsanken, dann wurde es schlammig, schließlich sogar sumpfig, am Ende ging es glitschig steil im Wald bergauf, so dass die Hinterräder durchdrehten und wir schieben mussten. Radwanderer, kommst Du nach Ansbach und hast den Bikeline-Führer dabei, dann biege auf dem Weg nach Elpersdorf auf der Dombachstraße nicht nach einem Linksbogen links ab, sondern nimm die scharfe Rechtskurve in die Thomasstraße und dann gleich wieder links am Wald entlang. So meidest du den Teufelsgraben, der auch hier seinen Namen verdient. Memo an mich: nicht alles glauben, was im Führer steht!

Auf der Hochebene zwei Mädels mit drei unfolgsamen jungen Hunden. Wir standen hilflos mopsbeschnuppert da. Kurz etwas Verwirrung an lauter frisch gekiesten Staßen in verschiedene Richtungen. Rechts war richtig, denn so gelangten wir doch noch nach Elpersdorf und damit wieder auf den rechten Weg. Von dort unkompliziert weiter nach Herrieden.Dem Altmühlradwegweiser folgend durch einen engen Durchgang, über eine schmale Brücke und hinaus auf einen großen Parkplatz. An dessen entferntem Ende fahrendes Volk mit großen Wohnwagen. Blick zurück: der Torturm mit den Störchen. Die standen da hoch oben so majestätisch und bilderbuchstarr, dass wir sie zuerst für unecht hielten. Aber dann reckte sich einer und strich ab. Später auch der zweite.

Herrieden - Torturm mit Storchennest

Ein Mountainbiker, der uns die Landkarte studieren sah, ließ uns keine Wahl, als sein Geleit anzunehmen, führte uns zurück über die kleine Brücke, vor der Stadt nach rechts auf einen schmalen Weg am Bach entlang und raus aufs Land. So stands in keinem Buch, in keiner Karte und auf keinem Wegweiser, aber es passte. Danke unbekannter Radler! Bevor wir nach Roth gelangten, bog er grüßend ab.

Thann, Großenried, Mörlach. Blumenwiesen. Wo sie schon abgemäht waren, die Hinterlassenschaften der riesigen Güllefässer, die uns, gezogen von mächtigen Traktoren, schon mehrfach begegnet waren. Damit die Traktoren die schweren Fässer über die feuchten Wiesen ziehen können, müssen sie stark sein. Damit sie unter dem Gewicht ihrer Pferdestärken nicht in den feuchten Wiesen versinken, brauchen sie riesenbreite Reifen. Um das Gewicht der riesenbreiten Reifen mit über die feuchten Wiesen tragen zu können, brauchen sie ein paar mehr Pferdestärken. Jedes Jahr scheinen die Traktoren und die Fässer und die Reifen etwas zu wachsen. Wer hat den größten?

Mehrere Feldhasen, Lerchen in der Luft, tieffliegende Schwalben. Aha, tieffliegende Mücken. Im Südosten dunkle Wolken und bald erstes Gewittergrollen. Deshalb von Mörlach nach Ombau direkt, statt auf der Radlroute. Ombau vorgemerkt für eine Rückkehr morgen. Sieht verlockend aus. Über Gern dann zum Altmühlsee. Ungemähte bunte Feuchtwiesen im Vogelschutzgebiet. Wunderschön trotz beginnendem Regen. Am See linksrum oder rechtsrum? Keine vernünftigen Entscheidungsgründe, also dem fettesten Wegweiser nach. Haken nach links, an Muhr vorbei, Haken nach Rechts. Regenzeug raus. Strandbäder, Bootshäfen, Ausflugslokale, Minigolf, Angler unter riesigen dunkelgrünen Schirmen am Boden. Letzte Spaziergänger und Jogger.

In Gunzenhausen unter dem Regencape Smartphone raus. GPS und Google Maps zeigen uns den Weg zu der Wohnung, die wir benutzen dürfen. Schlüssel passt. Taschen runter von den Rädern, rauf in den ersten Stock. Kurz etwas ausgepackt, frisch gemacht und ausgeruht und ab in den empfohlenen Adlerbräu zum Abendessen. Gut gespeist, etwas lieblos der Salat. An entfernten Tischen weinseliges Lachen und Lärmen. Die Luft rauchfrei, so soll's bleiben nach dem Volksentscheid. Süßherber Maibock zum Abendtrunk. Der erste Urlaubstag, schon ganz entspannt.