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Wein, Wein, Wein. Die ganze Region scheint sich der Produktion und dem Konsum des alkoholischen Getränks zu widmen. In Rachtig sollte an diesem Freitag das große sommerliche Weinfest beginnen und alles war schon dabei, sich darauf vorzubereiten. Wir wollten weiter. Im Dorfladen gab es Proviant, dann machten wir uns auf den Weg. Die Fahrt verlief recht flott, mal am Fluss, mal in Weinbergen, selten an größeren Straßen.

Den Wein sollen die Römer her gebracht haben. Wir sahen auch eine kleine Ausgabungsstätte mit einer Kelterei der Römerzeit. Die Fahrt ging recht rasch voran und am späten Nachmittag erreichten wir Trier, wo wir im Evergreen Hostel gebucht hatten. Da ging es hostelmäßig schlicht und leger zu, aber so hatten wir es erwartet. Als wir uns eingerichtet und geduscht hatten, machten wir uns auf in die Stadt. Wir sahen den Dom leider nur von außen, die Porta Nigra, viele interessante Häuser und Plätze und buntes Treiben auf den Straßen. Um einen Weinausschank auf dem Hauptplatz drängten sich Menschen, die dort plaudernd einen Abendtrunk genossen. Wir aßen üppig zu abend, gönnten uns dann noch ein Eis und gingen zurück in unsere Herberge. Die Fahrt war weit gewesen und die nächste Etappe sollte noch weiter werden.

Es war recht ruhig beim Forster am Stausee und überraschender Weise wurden wir trotz des offenen Fensters in der Nacht nicht von Mücken ausgesaugt. Der Morgenhimmel präsentierte sich bedeckt, es sah nach fernem Regen aus, aber der Wetterbericht war gar nicht so schlecht. Wir frühstückten, bezahlten, beluden unsere Räder, die in einer Diele im Haus hatten übernachten dürfen, und fuhren los. Bereits nach ein paar Metern stellte sich heraus, dass wir doch besser unsere Windstopper-Jacken anziehen sollten, denn es war im Fahrtwind kühler, als erwartet.

Ein kurzes Stück blieb unser Weg noch am Stausee, dann ging es an einzelnen Gehöften vorbei und durch die Ortschaft Weixerau, ein kurzes Stück entlang der Autobahn A92, die wir in der Nacht gehört hatten, dann am Moosburger Stausee vorbei und schon waren wir in Moosburg, wo wir uns vom Navi zu einem Supermarkt führen ließen, um Proviant für diesen letzten Reisetag zu kaufen.160819_083435_D71_1488

Gleich außerhalb von Moosburg, beim Sportflugplatz, tauchte der Weg dann in die Isarauen ein, die wir bis nach München hinein nicht mehr verlassen sollten. Mal dicht am Fluss, mal etwas entfernt mäanderte der Weg meist durch Auwälder dahin. Hinter Freising, gerade auf Höhe des münchener Flughafens, machten wir auf ein paar Felsbrocken an einer wundervollen Stelle des Flussufers Pause. Hin und wieder startete ein Flugzeug über die Auen hinweg.160819_134933_D71_1506

Bei Dietersheim wechselt der offizielle Isarradweg ans östliche Flussufer, wir blieben westlich, um in den englischen Garten zu gelangen. Teilweise waren die Wege feucht von vorherigem Regen, aber wir zogen das schöne Wetter mit uns und blieben trocken. 160819_135148_D71_1507

Beim Aumeister hielten wir an, kauften Apfelschorle und eine alkoholfreie Radlermaß und amüsierten uns über eine Gruppe trachtenmäßig aufgebrezelter junger Leute, die aufwendig einen Biertisch für eine Geburtstagsfeier deckten. Hinzukommende wurden mit steifen Bussis begrüßt, gelegentlich fragten andere Biergartenbesucher scherzhaft, ob sie auch teilnehmen dürften und als es aufklarte, wurden die Salate in der Sonne warm und die Schokoglasur auf der etwas schief geratenen dreistöckigen Torte begann zu schmelzen.

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Wir fuhren weiter, durch den ruhigen nördlichen Teil des Englischen Gartens, beim Seehaus dann in den belebten südlichen Teil, wo wir uns zwischen Fußgängern und Radlern hindurchschlängeln mussten, dann durch das Gedränge am chinesischen Turm, von wo an der Verkehr auch noch durch durch die Fahrradrikschas bereichert wurde, mit denen sich Touristen durch den Park fahren lassen. DCIM114GOPROWeiter durch den Hofgarten und das Gassengewirr rund ums Hofbräuhaus ins Tal zu ein paar Besorgungen und auf den Viktualienmarkt, weil mir eingefallen war, dass ich zum Abendessen gerne Matjes nach Hausmännerart machen würde. Die bekamen wir, dazu auch Brot, und dann ging es auf bekannten Wegen heim nach Riemerling.Studio_20160819_202641

Hier die gesamte Reise von 1385 Kilometern

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Noch ein paar technische Infos für Interessierte:

Zur Planung der Routen und zur Navigation verwenden wir OpenStreetMap und die Android-App OsmAnd auf dem Tablet (Planung) und auf dem Smartphone (Navigation und Aufzeichnung). Die Landkarten der Regionen gibt es kostenlos bzw. gegen eine Spende bei VeloMap zum Herunterladen, so braucht man unterwegs keine datenhungrige Internetverbindung.

Fast alle Routen unserer Rundtour waren Teilstücke aus dem Bayernnetz für Radler und dem RadNETZ Baden-Württemberg. Dort kann man die Routen als gpx-Dateien herunterladen.

Sehr schön an dem Kartenwerk und OsmAnd ist nicht nur die sehr brauchbare Navigation, sondern auch, dass man sich z.B. Lebensmittelläden, Gaststätten, Unterkünfte oder auch Trinkwasserstellen anzeigen lassen kann - zumindest dann, wenn fleißige Freiwillige sie in die Karten eingetragen haben und das geschieht recht zuverlässig.

Wir hatten uns entschieden, auf das Frühstück im Hotel zu verzichten und für das halbe Geld eine Bäckerei in der Stadt aufzusuchen. Als wir vor dem Haus aufpackten, lernten wir auch noch den Wirt von Haus Kräh kennen, der erstaunlicher Weise gar nicht der Typ bayerischer Wiesnwirt war, den ich hinter der Überdekoration des Stadls und dem Schwachsinn auf den Monitoren vermutet hatte, sondern ein veritabler Preiß mit recht unaufdringlichem Auftreten. So bleibt es ein Rätsel, wie es zu dieser überdrehten "bayerischen" Lifestyle- und Erlebnisgastronomie kommt. Vielleicht ist es nur Geschäftssinn.

Wir fuhren die zweieinhalb Kilometer und 150 Höhenmeter hinunter in die Stadt und setzten uns auf dem Stadtplatz vor ein Café, um zu frühstücken. Dann ließ ich mir von Osmand die Lebensmittelläden zeigen und wir fuhren in die Richtung eines Edeka-Marktes, der auf OpenStreetMap angezeigt wurde. Der hatte sich allerdings so unauffällig hinten in einem Gewerbegebiet versteckt, dass wir eine Weile danach suchen mussten. Von außen sah der Laden etwas schäbig aus und die Provinzdisko nebenan machte den Eindruck nicht besser, aber drinnen war alles normal.

Im weiteren Verlauf fuhren wir noch einige Male auf oder an nervigen Hauptstraßen entlang, aber meistens radelten wir durch die Isarauen, sahen Stauseen, Altwasser, Dämme, Fischtreppen, Enten, Schwäne und auch zwei Störche.
In Landshut fuhren wir durch die Altstadt und hielten für einen Kaffee, gerieten anschließend irgendwie auf die vielbefahrene B11, die wir aber bald wieder verlassen konnten, um auf der parallel verlaufenden alten Straße weiter zu fahren. Bei Veicht bogen wir ab zum Echinger Stausee, wo wir beim Forster am See unsere letzte Unterkunft dieser Reise bestellt hatten.

Das Haus liegt wirklich sehr schön am Echinger Stausee. Wir ruhten etwas aus, gingen dann noch kurz an den See, sahen Enten und Schwäne, aber draußen wurde es schon kühl, so dass wir uns nicht mehr auf der Terrasse niederließen, sondern zum Essen ins Haus gingen.

Da war es ziemlich laut, weil eine Familie mit unruhigen Kleinkindern da war, aber das Essen war gut und es gab allerhand Zwischenmenschliches zu beobachten. Ganz zum Schluss erfuhren wir dann auch noch Privates aus dem Leben unserer Kellnerin, ihre frühe Karriere als Kunstturnerin und die ihres Sohnes als zeitweiliger Fußballprofi und das, was sie zu dem Spruch "Sport ist Mord" zu sagen hatte.

Steinrain war, zumindest in dieser Nacht, eine beliebte Vater-Tochter-Herberge. Der korpulente Schwabe mit halblangen grauen Haaren und seine vielleicht 13jährige Tochter waren wohl auf Motorradtour, das andere Paar, die Tochter mitte Zwanzig und mit aufwendig bemalten Fingernägeln, schien zu einer Beerdigung in der Nähe angereist zu sein. Die beiden saßen mit uns beim Wurst-Käse-Marmelade-Frühstück,  mit diesmal besseren Semmeln, Kriachal und Kirschtomaten aus dem eigenen Garten und selbstgemachten Marmeladen. Alles ganz erfreulich, auch das Wetter, mit klarem Himmel und dennoch nicht zu heiß zum Radeln. Wir kehrten zum Labertalradweg zurück, den wir für die Übernachtung verlassen hatten und sahen nochmal das Denkmal am Friedhof für 67 Juden, die auf einem der Todesmärsche zu Ende der Naziherrschaft zu Tode gekommen sind.

Beim Edeka in Mallersdorf kauften wir unseren inzwischen üblichen Proviant von Bananen, Magerquark und Joghurt. Der Weg lief zunächst in der Nähe der Laber, ab Straubing an der Donau entlang und war fast durchgehend eben, zwischen Atting und Straubing nach unserem Geschmack etwas zu nah an der viel befahrenen Straße. In Straubing setzten wir uns eine Weile auf eine Bank am Stadtplatz und kamen ins Gespräch mit einer Frau, die sich mit einer Leberkässemmel zu uns gesellt hatte.

Wir wechselten auf den Donauradweg. In Bogen machten wir an einem Brunnen bei der Brücke über den Bogenbach Brotzeit und tranken danach gleich gegenüber Kaffee. Seit Straubing waren wir wieder auf dem Donauradweg, der ein wenig später längere Stücke auf dem Damm verlief und schöne Ausblicke bot.

In Deggendorf machten wir gemütlich Pause, umrundeten den Hauptplatz, besichtigten die Kirche und gönnten uns ein Eis. Von da aus waren es nur noch etwa zweieinhalb Kilometer bis zu unserem Tagesziel. Allerdings hatten wir mangels gründlicher Recherche nicht im Plan, dass dieses letzte Stück unserer Tagesetappe uns nochmal 150 Höhenmeter aufwärts führen würde. Aber selbst beim Schieben bewährte sich unsere inzwischen antrainierte Kondition und schließlich langten wir beim Krahwirt hoch über Deggendorf an und bezogen unser Quartier. Das Haus ist ein ziemlich großer, flott organisierter Gastronomiebetrieb mit Biergarten, bierzeltählichem "Stadel" und normalbayerischem Restaurant.

Wir bezogen unser Zimmer mit Dachfenster und wenn wir auf einen Stuhl kletterten, sahen wir den nicht ganz so interessanten Teil des Panoramas, das der Standort bietet.

Im Biergarten hingegen gab es schönen Fernblick auf das etwas dunstige Tal, freundliche Bedienung und gutes Essen, im Stadel, wohin wir umzogen, als es nach Sonnenuntergang draußen zu kühl wurde, war es warm vom großen Holzfeuer unter dem Schwenkgrill, aber es gab seichtesten Bayernpop aus Lautsprechern, die Wände waren gepflastert mit einem chaotischen Sammelsurium an alten landwirtschaftlichen Gerätschaften, Hirschköpfen und anderem Tand, am Klo hingegen über den Urinalen, an einer Wäscheleine aufgehängt, Seiten der aktuellen Bildzeitung und im Stadel gab es völlig überflüssiger Weise mehrere große Monitore, auf denen die Top 100 gesammelten Schwachsinns präsentiert wurden, den das Internet an vermeintlichem Humor hergibt. In grottenschlechter technischer Qualität zusammengeschusterter  Müll, dümmlichster Sexismus, schwachsinnige populistische politische Statements. Wo selbst getextet wurde, ging es meist pseudobayerisch zu und mit dem Apostroph wurde nicht gespart, aber "Der Krahwirt is koa Depp, der Krahwirt hat a App". Das alles nannte sich "Bayerisches Lifestyle Wirtshaus", war ziemlich überdreht und schrecklich hohl, und das war eigentlich schade, denn dem Ort, der tadellosen Küche, dem süffigen Hausbier und dem freundlichen Service hätte man gerne ein geistvolleres Ambiente gewünscht. Wir tranken aus und gingen schlafen. 

Wir hatten eine angenehm ruhige Nacht im Gasthof Stöttner in Vohburg, das übliche "gutbürgerliche" Wurst-Käse-Marmelade-Frühstück mit Saft, Filterkaffee und etwas spröden Semmeln.
Draußen vor dem alten Stadttor gab es einen Edeka, wo wir uns mit Proviant eindecken konnten und dann ging es wieder auf Tour, zunächst den Donauradweg entlang. Der verlief allerdings nur sehr kurz in Flussnähe und stieg dann, sich entfernend, an.

Bei Neustadt verließen wir die Donau und fuhren auf dem Abens-Radweg weiter. Es gab Spargelhöfe, gelegentlich sahen wir Hopfengärten, aber auch sehr viel Mais und Getreide. In Abensberg setzten wir uns eine Weile auf eine Bank am Rathaus und schauten den Leuten auf dem Stadtplatz zu. Dann ging es auf dem Laber-Abens-Radweg weiter.
Kurz nach der Ortschaft Rohr fanden wir eine nette Bank gegenüber einem Entenweiher zum Brotzeit machen.

Überall auf den Feldern waren Bauern unterwegs, Heu und Getreide ein- sowie Mist, Odel und Dünger auszubringen. Da es seit Tagen trocken war, standen ringsum Staubwolken über den Feldern. Es scheint viel Schweinemast zu geben in der Gegend. Jedenfalls roch es in vielen Ortschaften sehr streng nach Schweinemast und wo geodelt wurde, fiel es manchmal schwer, zu atmen.

Wir wechselten auf den "Große Laber Radweg", die Landschaft wurde weit und ebener. In Neufahrn fanden wir kein Café und so fuhren wir weiter, bogen kurz vor Mallersdorf vom Labertalradweg ab und fuhren zum Gasthof Steinrain, wo wir gebucht hatten.

Die Wirtin empfing uns sehr freundlich, wir machten uns ausgiebig frisch und setzten uns dann auf die Terrasse. Da gab es zwei sächsische Bauhandwerker, von denen einer permanent redete, einen Vater mit Tochter, einen Polen, vermutlich, der bei einem Bier ein dickes Buch las, und ein nach Alter und Leibesumfang recht unterschiedliches Paar, das ich nicht recht deuten konnte.

Als es uns auf der Terrasse zu kühl würde, setzten wir uns ins Lokal und mussten eine ganze Weile auf die Wirtin warten, die sich hinter dem Haus mit anderen Gästen verplaudert hatte. Sie erzählte uns dann aber noch allerhand über sich und das Haus mit seiner 150jährigen Geschichte in mütterlicher Linie, ihrem Vater, dem Friseur, ihrer Tochter, der Hundeführerin bei der Polizei und dass sie selbst das Hotel nur noch als eine Art Hobby betreibe.

Wir haben recht gut geschlafen im Boardinghouse Schellenberg. Zum Frühstücken radelten wir hinunter aus der Parkstadt in die Altstadt und erlebten als erstes eine lange Traktorenkolonne, die lärmend, stinkend und hupend durch den Ort fuhr. Sinn und Zusammenhang haben wir nicht erfahren.

Wie in vielen der Städte, durch die wir auf dieser Reise gekommen sind, gab es auch hier an Hauptstraßen und Plätzen zahlreiche schön hergerichtete alte Häuser, daran Schilder moderner Allerweltsmarken und in den ehemaligen Wirtshäusern internationale Gastronomie, Griechen, Türken, in anderen Orten haben wir auch schon Chinesen in Dorfkneipen gesehen.

Bis Neuburg gab es viel Auf und Ab und von der Donau haben wir meist wenig erblickt. In Neuburg schließlich fanden wir eine nette Bank mit Sicht auf den Fluss und das Schloss, um Brotzeit zu machen. Wir hatten nicht lange zuvor die eintausend Reisekilometer überschritten.

Danach wurde es weitgehend flach, teils ging es durch Auwald, teils über offenes Land.  In Ingolstadt machten wir einen Ausflug in die Innenstadt und machten Halt bei einem Café. Die Fahrt bei sommerlichen Temperaturen hatte uns durstig gemacht und gerne hätten wir auch noch unsere Wasserflaschen aufgefüllt, aber der Trinkwasserbrunnen am Platz spendete das ersehnte Nass nur schluckweise und so gaben wir auf.
Der Endspurt war schnell, eigentlich zu schnell, denn die Wege waren gut, es machte Spaß, sich noch einmal so richtig auszufahren, aber die über 80 km saßen uns doch in den Beinen und so waren wir am Ende froh, den Gasthof Stöttner in Vohburg zu erreichen, wo wir ein Zimmer bestellt hatten.

Im Gasthof herrschte Trubel, aber wir bekamen doch bald unsere Zimmerschlüssel, konnten unsere Räder einstellen und uns frisch machen. Dann bestellten wir einen Tisch für später und liefen im Abendlicht noch etwas durch den Ort und hinauf zur Burg. Nach dem Essen blieben wir noch etwas sitzen, um zu planen, aber im Haus und im ganzen Ort wurde es ruhig und wir zahlten dann auch und gingen auf unser Zimmer.

Der Landgasthof Felsenkeller in Mönchsroth ist ein angenehmer Übernachtungsort. Gelegentlich wehen ländliche Gerüche herbei und ein saugendes Insektenbiest versuchte nächtens sirrend, sich auf uns niederzulassen, aber Komfort und Service stimmten.
Nur das WLAN war wieder einmal von jenem unpraktischen Typ, wo zwar der interne Netzzugang offen ist, der Internetzugriff aber eine Anmeldung im Browser erfordert,  in diesem Fall Airfy. Das erfordert in regelmäßigen Abständen eine erneute Anmeldung am Login-Portal, samt Auswahl eines ungeschützten kostenlosen oder eines geschützten kostenpflichtigen Zugangs und Kenntnisnahme der AGB und Ablehnung der Weiterleitung auf Facebook, um diese Zumutung dort zu liken. Liebe Gastgeber, packt Eure Angst vor der Mitstörerhaftung weg oder lasst Euch erklären, wie individuelle WLAN-Zugangsdaten für jeden Kunden funktionieren, aber tretet dieses alte System in den Eimer, das vielleicht in Zeiten funktionierte, als der Gast sich hinsetzte, seinen Laptop startete, einige Dinge im Internet erledigte und das Gerät dann wieder für den Rest des Aufenthaltes ausmachte. Heute erwartet der Gast einen durchgehenden Zugang mit Smartphone, Tablet und/oder Laptop, ohne immer wieder durch die nervige Anmeldeprozedur zu müssen, und das auch, wenn sein Browser Euere Cookies nicht speichert. Lasst Euch von einem unabhängigen Berater informieren.

Das Wetter war prima, weiße Wolken zogen über den blauen Himmel, die Windräder auf den Höhen ringsum drehten sich nur langsam, der Weg ging auf und ab wie am Vortag und vollzog ein paar merkwürdige Windungen.
In Nördlingen machten wir Pause, verzehrten etwas von der mitgebrachten Brotzeit, sahen den Touristen zu und den Kindern, die quietschend mit den Brunnenfontänen vor dem Dom spielten, besichtigten das Gotteshaus und fuhren dann weiter, immer noch den Radweg "Romantische Straße" entlang.

Die Landschaft hatte sich geweitet, die Steigungen wurden seltener, in der Summe ging es langsam abwärts. In Harburg machten wir im Café Käferlein halt und füllten unsere Flüssigkeitsreserven mit reichlich Apfelschorle auf. Eine Gruppe von älteren Radlerinnen und Radlern, die dort ebenfalls rasteten, sollten wir bis Donauwörth noch mehrmals sehen.

Wir fuhren weiter, freuten uns an der Landschaft, den malerischen kleinen Orten, den Abfahrten und dem sonnigen Tag. In Donauwörth fuhren wir durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel und mussten dann leider noch einmal steil hinauf in die Parkstadt, wo wir  ein Zimmer im Boardinghouse Schellenberg gebucht hatten. Da ging es sehr modern zu, mit Schlössern, an die man seine Chipkarte hält und Ausstattung nach dem neuesten Stand. Unser Zimmer war ein Miniappartement mit Balkon und Küchenzeile, schnörkellos, modern, aber alles an seinem Platz.
Zu essen gab es nichts, dazu mussten wir einen dreiviertel Kilometer weiter zum Restaurant Wogis, wo es bei Bedarf sogar Vegane Speisen zu essen gibt. Leider nur bis 21 Uhr, obwohl wir den Ausblick vom Biergarten über das Donautal bestimmt noch länger hätten genießen können. So holten wir unseren Schlaftrunk aus dem Automaten im Boardinghouse, planten noch Weiterfahrt und die nächste Übernachtung und gingen dann schlafen.

Der Rothenburger Hof ließ von der Lage her keine ländliche Stille erwarten, aber wir konnten doch recht gut schlafen. Übrigens war es das erste Hotel, in dem es Freifunk-WLan gab. Frühstück hatten wir nicht bestellt, stattdessen gingen wir ins nebenan gelegene Einkaufszentrum, setzten uns vor einen Backshop und frühstückten nach italienischer Art mit Gebäck und Milchkaffee. Der Laden hätte sich von seiner Einrichtung und Ausstattung her auch in einem Münchner Einkaufszentrum befinden können, aber die Stimmung war kleinstädtisch, vertrauter zwischen Kunden und Bedienungen, man kannte sich. Ein Behinderter Mann, der sich nur schwer ausdrücken konnte, wurde fröhlich begrüßt und mit der nötigen Geduld höflich bedient, obwohl er etwas unordentlich aussah. Wir frühstückten, der Aufbackofen bimmelte in harmonischen Klängen, wenn etwas fertig war, wir beobachteten das Kommen und Gehen der Kundschaft des Zentrums, auffallend viele davon ärmeren Schichten angehörig.

Der Start aus Rothenburg hinaus war nicht ganz einfach, denn es gab erstens verwirrende Wegweiser, die nicht nur uns, sondern auch andere Radler vor Rätsel stellten, und zweitens konnte es mein Navi zunächst auch nicht besser, bis wir schließlich doch den Radweg "Romantische Straße" erreicht hatten und alles wieder klar und eindeutig wurde.

Die Route verläuft nicht gemütlich an Flüssen entlang, sondern bergauf und bergab über Land, was sie interessant und landschaftlich sehr abwechslungsreich macht, aber auch recht anstrengend zu fahren. In Feuchtwangen gönnten wir uns einen Kaffee und sahen ein Hochzeitspaar, das auf dem Frontlader eines Traktors vorbeigefahren wurde. Danach hatten wir Spaß an einigen Ortsnamen wie Oberlottermühle, Unterlottermühle, Wehlmäusel, Krapfenau, Sulzach und kamen so schließlich nach Dinkelsbühl.

Auch das eine sehr nette Stadt mit vielen gut hergerichteten alten Häusern und entsprechender Touristenfrequenz. Wir sahen uns um, setzten uns vor die beeindruckend große Georgskirche, gingen nacheinander hinein, sahen draußen den Leuten zu, holten uns nacheinander ein Eis - immer muss ja jemand bei den Rädern bleiben - und fuhren schließlich noch die letzten sechs Kilometer nach Mönchsroth, wo wir im Felsenkeller gebucht hatten.

Das Zimmer war gut, die Dusche perfekt, wir wuschen uns selbst und kleine Wäsche, Friederike spannte die Wäscheleine zwischen Balkonstühle, aus dem Garten unterhalb drang schon angeregtes Stimmengewirr, wir gingen hinunter, es war noch recht warm auf der Terrasse und wir bestellten zu essen. Für mich gabe es als selten genossene Spezialität ein Bio-Steak vom Charolais-Weiderind eines nahen Züchters. Gelegentlich drehte der Wind und wehte intensive ländliche Gerüche herbei, aber das tat unserem Appetit keinen Abbruch. Eher störte eine größere Gruppe, die offenbar in Vorbereitung der Konfirmation am Sonntag zusammengekommen war. Sie redeten laut miteinander und schließlich hielt die Pfarrersfrau eine Ansprache über den Verlauf der morgigen Feier, ein Mann gab im Ton des Lokalpolitikes seinen Senf dazu, so weit zu verstehen war, handelte es sich bei der Versammlung um jene, die bei dieser Gelegenheit ihr goldenes Konfirmationsjubiläum begehen sollten.

Langsam verabschiedeten sich die ersten, dann, nach einem letzten Briefing, auch die Pfarrersfrau, und es verblieb noch eine Weile ein harter und nicht weniger lauter Kern, vorübergehend glitten die Debatten ins Politische ab, wurden damit naturgemäß nicht leiser, aber schließlich zahlten alle, auch wir, und als wir in unserem Zimmer waren, wurde es alsbald auch unter unserem Balkon leise und Nachtruhe kehrte ein, bis auf das ferne Wummern der Musik vom Kirchweifest im Ort.

Im Übrigen haben wir heute die 900 Reisekilometer überschritten.

Nach Frühstück, Packen und Abschied führte unser Weg zunächst zur Bank beim Bahnhof, um unsere Barvorräte aufzufüllen. Unterwegs hatten wir Gelegenheit, einige gefährliche Unzulänglichkeiten an den würzburger Radwegen und der Wegweisung festzustellen. Manchmal wäre es besser, es gäbe keinen gesonderten Radweg, als einen, der abrupt an einer Gefahrenstelle oder in einer Trambahnfurt endet. Aber wir meisterten alle Hürden und kamen dann recht flott flussaufwärts auf dem Mainradweg voran. An den Talhängen die gleichmäßigen Reihen der Weinstöcke.
So gelangten wir nach Ochsenfurt und machten eine kurze Runde durch die hübsche, von Fachwerkhäusern bestimmte Stadt.

Ab da setzten wir unseren Weg auf dem Gaubahnradweg fort. Der führte uns bei gelegentlichen Gefällen insgesamt sanft aufwärts. Auf den Höhen sahen wir rundum immer wieder Windräder, die sich fleißig im kräftigen Wind drehten. Der half uns manchmal voran, manchmal blies er uns von der Seite an und gelegentlich kam er entgegen. Bei Seitenwind freuten wir uns über die Hecken, die vielfach den Weg säumten und uns Deckung gaben.
Nur kurze Zeit dauerten ein paar Nieselschauer, meistens war es trocken, wenn auch die Sonne fehlte. Auf den nassen Wegen gab es zahlreiche Schnecken, so dass wir Acht geben mussten, sie nicht zu überfahren. Außer den großen Weinbergschnecken gab es immer wieder auch Ansammlungen von Nacktschnecken. Ihre Angewohnheit, tote Artgenossen zu kannibalisieren, bringt es mit sich, dass sie sich auf Straßen und Radwegen um überfahrene Exemplare scharen, wodurch sie dann selbst leicht zum Opfer eines nachfolgenden Fahrzeugs werden, so dass unappetitliche Häufungen entstehen.

Vor Biberehren ging es zügig bergab, ehe wir auf den Radweg "Liebliches Taubertal" wechselten. Der hält sich nicht eng an den Flusslauf, sondern steigt immer wieder hoch über den Fluss an, um dann in flotten Abfahrten zu ihm zurückzukehren. Das gewährt in dem wahrhaftig lieblichen Tal sehr schöne Ausblicke, ist aber auch recht anstrengend, selbst wenn die Steigungen meist nicht sehr steil und deshalb zügig zu fahren waren.
Vor Rothenburg trafen wir auf seltsame Wegsperrungen und Umleitungen und gerieten schließlich in den Trubel des alljährlichen Taubertal-Festivals, das voll im Gange war. Das Tal dröhnte von Musik und ein ungeschlachter Wachposten wies uns talwärts, statt weiter auf der Straße bergauf, so dass wir schließlich auf einen steilen Pfad gerieten, auf dem wir mühsam aufwärts schoben, während uns abwärts kommende Festivalbsucher zuerst Mut zusprachen und mit zunehmender Höhe ein baldiges Ende unserer Mühen in Aussicht stellten.

Immerhin gelangten wir so in die Burg und die Altstadt, welche die internationale Bekanntheit des Ortes durchaus rechtfertigen, wobei wir anscheinend den Vorteil hatten, dass die meisten Touristen den Ort um diese Abendzeit schon wieder verlassen zu haben schienen oder sich dem Festival unten im Tal zugewandt hatten, so dass die Straßen und Plätze der Stadt nur mäßig bevölkert waren. Wir blieben häufig stehen, um zu schauen und zu fotografieren und kamen, abwärts fahrend, schließlich zum Hotel Rothenburger Hof, wo wir gebucht hatten.

Wir richteten uns ein, machten uns frisch und gingen dann in die nahe Post zum Abendessen. Dort war an vielen Tischen Schachspiel im Gang, aber wir fanden Platz und das Essen war in Ordnung. Nur neben uns saßen drei Motorradler, die sich über vergangene und mögliche zukünftige Touren unterhielten und über Probleme in einer ihrer Reisegruppen. Eine Frau beherrschte das Gespräch der drei mit durchdringener Stimme und lautstarkem Ausbreiten ihres Ärgers über andere, abwesende Gruppenmitglieder und wiederholte sich dabei so oft, dass ich beim Verlassen des Lokals nach zwei Stunden das Gefühl hatte, soeben nolens volens ihren begrenzten Wortschatz auswendig gelernt zu haben. Etwas gerädert vom unfreiwilligen Zuhören gingen wir zurück ins Hotel.

Wir hatten auf dieser Reise bisher nur ein Hotel ohne Fernseher. Sein Vorhandensein ist in den Hotelbeschreibungen immer an vorderer Stelle angegeben, fließt, ebenso wie die Verfügbarkeit eines eigenen Bades und einer eigenen Toilette, maßgeblich in die Bewertungen ein, die wir lesen und in die Zahl der Sterne, die einem Haus zugebilligt werden. Wir haben diese Fernseher auch auf dieser Reise noch nie benutzt und ich wüsste nicht, wann mir langweilig genug wäre, es zu tun. Meistens stecke ich das TV-Gerät aus, um die Steckdose anderweitig zu benutzen.

Ruhetag in Würzburg. Man kann ja auch bei Stadtbesichtigungen auf ein paar Radlkilometer kommen. Wir waren in den Weinbergen und haben von dort auf die Stadt geschaut.

Dann waren wir bei der Festung und haben von dort auf die Weinberge geschaut.

Und auf die Stadt.

Und aufs "Käppele" Mariä Heimsuchung.

Wir waren im Dom

Und in der Marienkapelle

Und hatten eine gute Zeit.