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Nach der Abfahrt aus Riccione ging es noch einmal für einige Stunden die endlosen Strandorte entlang, die, einer dicht am anderen, die Adria säumen.
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Manchmal wurde es uns in der ersten Reihe zu viel mit urlaubsträgen Strandbesuchern, unsicheren Freizeitradlern, Kindern und Erwachsenen, die gedankenlos kreuz und quer über den Weg liefen. Dann wichen wir aus in die zweite oder dritte Reihe, wo die Hotels sind, die Restaurants, die Shops für Souvenirs und Strandzubehör, die Sexläden, die Restaurants und die Bars.
Studio_20150819_000529Einmal waren wir noch am Strand und Friederike erkundete die Bademöglichkeiten, aber am freien Strand gab es keine Duschen, und mit salziger Haut weiterzuradeln, hätte nicht gut getan.
Studio_20150819_000601An der Marina von Cesenatico schwelgten wir nochmal in Bildern und Farben, dann ging es noch einige Kilometer am Meer entlang, bis wir die Küste verließen.
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Der weitere Weg führte, oft an Kanälen entlang, wo uns die zahlreichen Fischerhütten mit ihren Netzen faszinierten, dann auch auf Feldwegen und durch Pinienwälder, nach St. Apolinare in Classe und schließlich zu unserem Hotel in Ravenna.
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Am Abend liefen wir noch zur Piazza del Popolo und aßen dort im wunderschönen Ambiente des Platzes zu Abend.
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Die Fahrt heraus aus Ancona, nordwärts der Küste entlang, war eine heftige Angelegenheit. Weit über Falconara hinaus, bis Montemarciano, fuhren wir fast durchgehend mit hoher Geschwindigkeit im starken Verkehr der Hauptstraße.
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Studio_20150817_235215 Erst dann konnten wir die Eisenbahnlinie unterqueren und nun ging es über viele Kilometer am Strand entlang. Liegestühle, Sonnenschirme, Badehäuschen und die dazugehörigen Badegäste in endloser Folge. In einer Bar wo eher Lieferanten und Handwerker verkehrten, machten wir Halt.
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Studio_20150817_235342 Erinnerungen wurden in Fano wach, wo wir vor Jahren einmal ein paar Tage Badeurlaub mit den Kindern gemacht hatten. Auf dem Hauptplatz gönnten wir uns einen Kaffee und mieden unter der Markise des Lokals ein paar wenige Regentropfen.
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Dann führte unsere Route vom Meer weg über einen Hügel und das wurde am Ende der doch recht langen Tagesetappe anstrengender, als wir uns das vorgestellt hatten. Immerhin mussten wir von Meereshöhe auf etwa 160 Meter aufsteigen. Die Belohnung war dann eine rasante Abfahrt auf der am Abend wenig frequentierten Hauptstraße.

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Studio_20150817_235540 So erreichten wir schließlich unseren Zielort Riccione und, im Gewirr der Einbahnstraßen sicher geführt durch OpenStreetMap, schnell auch unser Hotel.
Studio_20150817_235800 Zum Abendessen suchten wir eine der vielen Pizzerien auf, die neben Souvenirläden, Geschäften für Spielzeug und Strandzubehör, Cafés und Eisdielen die Straßen säumen, wo sich am Abend das Strandvolk lärmend ergeht. Die Strandorte sind zwar vekehrsberuhigt, gegen den Menschenlärm, der uns auch noch in den Schlaf begleitete, hilft das aber nicht.
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Heute war das Frühstück laut und chaotisch. Das System war mit den vielen Gästen, die gleichzeitig aufzutauchen schienen, hoffnungslos überfordert. Plätze, Teller, Gläser und Tassen waren ausgegangen, ebenso einige Bestandteile des Buffets. Wir sicherten uns einen frei werdenden Tisch und nach und nach kamen wir auch zu Speck, einem Rest Rührei, Semmeln, Käse, Hörnchen, Joghurt, zweierlei Kuchen, Kaffee, Milch, Saft und dem benötigten Besteck und Geschirr.

Mit dem Auschecken durften wir uns Zeit lassen. Draußen regnete es leicht. Wir beluden unsere Räder in der Tiefgarage und fuhren dann im aufhörenden Regen eine kleine Runde durch die fast ausgestorben wirkende Stadt. Erst bei der zweiten Bank gelang es uns, Bargeld abzuheben. Unter den Schirmen eines Cafés an der Piazza Repubblica waren wir die einzigen Gäste

Schließlich machten wir uns auf zum Bahnhof, denn sonst gab es hier für uns nichts mehr zu tun. Wir brachten unsere Räder durch die Unterführung zum Bahnsteig. Die Szenerie am Bahnhof war merkwürdig. Ein Mann krakeelte herum, eine dicke Frau in einem morgenmantelähnlichen Kleid ging auf und ab, setzte sich hin, rauchte, lachte, ging wieder. Einige Inder wechselten mehrmals über die Gleise, der Lautsprecher quäkte Unverständliches.

Als der Zug kam, der im Fahrplan das Zeichen für Fahrradmitnahme trug, konnten wir keinen entsprechend gekennzeichneten Waggon entdecken. Also bugsierten wir Gepäck und Räder eilig hoch durch einen beliebigen Einstieg und richteten uns erst im Laufe der Fahrt einigermaßen im Vorraum ein. Den größeren Teil der Reise brachten wir im Stehen zu, denn ich musste immer wieder mein Fahrrad manövrieren, wenn Leute, warum auch immer, an unserem Ende des Wagens aussteigen wollten. Der Mensch benimmt sich in solchen Situationen sonderbar und verhindert oft durch hektisches Gedrängel, dass man ihm Platz macht.
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In Ancona war Endstation und so hatten wir etwas mehr Ruhe zum Aussteigen. Das Hotel war alsbald gefunden. Unser Zimmer war das entfernteste des Hauses und wir mussten innen quasi einmal ums Ganze herumlaufen, um es zu erreichen. Das Fenster war vergittert, denn unmittelbar davor lag das Flachdach des Nebenhauses.
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Die abendliche Essenssuche war nicht ganz einfach, denn in der näheren Umgebung des Hotels fanden wir nur Pizzaläden zum Straßenverkauf. Auf der Suche nach etwas wie einer Altstadt liefen wir erst an einer stark befahrenen Straße bergan, dann über Treppen wieder hinunter und noch ein ganzes Stück weiter, bis wir nach langem Laufen schließlich ein Lokal fanden, bei dem wir uns niederließen. Es war etwas vulgärschick, aber Essen und Weißwein waren in Ordnung. Den Heimweg nahmen wir hauptsächlich am Meer entlang und bei einem Stand am Straßenrand gab es noch ein gutes Eis.
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Das Frühstück im Vecchio Forno war eher italienisch-spartanisch. Lustiges Detail war ein Toaster am Buffet, dessen Stromkabel lose herunterhing und der auch sonst keine Zeichen rezenten Gebrauchs aufwies. Es war Feragosto, der Tag, an dem ganz Italien Urlaub macht. Um unsere Verpflegung brauchten wir dennoch nicht zu bangen, denn auf dem Weg zum Ausgangspunkt unserer Tagesetappe kamen wir an einem riesigen Supermarkt vorbei, der geöffnet hatte und gut frequentiert war. Da konnten wir Proviant einkaufen.Studio_20150816_082039Am Vorabend hatte ich ein wenig im Internet herumgesucht, weil mir die Aussicht nicht gefallen hatte, auf stark befahrenen Straßen nach Terni zu radeln. So war ich auf eine Route gekommen, die ein gutes Stück weit auf einer alten Bahntrasse verlief. Dadurch wurde der Anstieg viel weniger steil. Die zusätzliche Höhe ließ sich verkraften.Studio_20150816_082124

Die Strecke war gut ausgebaut und markiert, aber nicht asphaltiert. Das störte aber nur dort, wo feiner Schotter nur wenig verdichtet lag, so dass die Reifen keinen rechten Griff fanden.  Sonst war der Weg ein echter Höhepunkt dieser Reise. Zunächst immer leicht ansteigend, mit wunderbaren Ausblicken auf die Landschaft, einige Male über hohe Brücken. An einer Stelle steigt die Strecke im Bogen an und überquert dann die eigene Trasse. Eine ganz besondere Erfahrung aber war die Fahrt durch einige Tunnel, in denen es völlig finster war, so dass wir ausschließlich auf  unser Fahrradlicht angewiesen waren.Studio_20150816_082205

Studio_20150816_082400Kurz vor Scheggino verfing sich ein Steinchen im Inneren meines Kettenschutzes und verklemmte sich im unteren der Röhrchen, in denen die Kette läuft. Erst beim zweiten Reparaturversuch konnte ich den Eindringling entfernen. In Scheggino setzten wir uns erst an einen Brunnen unter Bäumen und machten Brotzeit, dann tranken wir noch einen Kaffee. Am späten Nachmittag wurde der Verkehr etwas dichter. Die Leute schienen von ihren Feiertagsausflügen zurückzufahren.Studio_20150816_082504An einem Wasserfall, der ein beliebtes Ausflugsziel zu sein schien, war alles zugeparkt und es herrschte Stau. Wir passierten noch einen modernen Straßentunnel und wenige Kilometer weiter begannen schon die Industrieanlagen von TerniStudio_20150816_082646

Am Bahnhof besorgten wir uns die Fahrkarten für den nächsten Tag, dann fuhren wir zu unserem diesmal recht noblen Hotel gleich gegenüber. Auf dessen Dachterrasse konnten wir dann auch, mit Blick auf den Bahnhof und die umliegenden Hügel, zu Abend essen.

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Die Nacht war ruhig, das Frühstück in der großen Wohnküche sehr nett überwacht von dem angenehm ruhigen kleinen Signore, dessen Frau, wie wir erfuhren, gerade in Kanada weilte, wo sie zu Hause ist.

Wir kauften im Losfahren noch im nahen Conad ein, dann ging es durch ein paar Wohnstraßen wieder hinaus auf die Landstraße.
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Studio_20150815_002858Je näher wir an Assisi herankamen, umso stärker wurde der Verkehr.
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Wir überlegten lange, ob wir die Stadt umgehen oder tatsächlich bis zur Kathedrale hinauffahren sollten, die wir vor einigen Jahren schon einmal gesehen hatten. Schließlich entschieden wir uns, doch hinaufzufahren. Das war ziemlich mühsam, aber die Gebäude sind beeindruckend und der Ausblick in die Landschaft ist wunderbar.
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Für den weiteren Weg nach Spoleto sah unsere Route wieder größere Autostraßen vor, aber Friederike entdeckte eine kleine Tafel, die uns auf einen gut ausgeschilderten Radweg verwies, auf dem wir gut zu unserem Ziel gelangten.
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Das ging zwar nur selten bergauf, war aber wegen der Hitze und wegen des teils recht kräftigen Gegenwindes nicht ohne Anstrengung.
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Zeitweise führte unser Weg an einem Kanal entlang und der Windschatten an der ungewöhnlich steilen Böschung war recht willkommen.
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Das reservierte Hotel lag ein paar Kilometer vor Spoleto in ländlicher Gegend.
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Abends wollten wir noch in die Stadt, um unsere Erinnerungen an einen Besuch vor vielen Jahren wieder aufzufrischen, als wir, ebenfalls an Feragosto mit den Kindern da waren. Das Hotel von damals war inzwischen anderen Zwecken gewidmet, in der einstigen Trattoria residierte ein kleiner Pizzaservice.

Wir schoben unsere Räder ein Stück in die Altstadt hinauf, fanden hier an der Stelle alter Handwerkerläden moderne Geschäfte, fanden dann aber in einer Seitengasse eine einfache Trattoria, wo wir Zeugen einer etwas belastete Familiensituation bei den Wirtsleuten wurden, die über irgendetwas stritten, aber das Essen war ein echtes Highlight.

Abschließend fuhren wir noch hinauf in die Nähe des Domplatzes, stiegen die letzten Stufen zu Fuß hinauf und erlebten durch die weit geöffneten Türen der Kirche noch das Ende der Feierlichkeiten, mit denen jedes Jahr ein Madonnenheiligtum in einer Prozession von der unteren zur oberen Kirche getragen wird.

Die Abfahrt durch das Gewirr der Einbahnstraßen war nicht ganz einfach, aber schließlich landeten wir wieder auf der Piazza hinter dem doppelten Stadttor, wo vor einem Lokal laute Techno-Musik dröhnte und die Jugend des Ortes versammelt war. Wir kauften uns ein wundervolles Eis und schauten noch eine Weile zu, bis wir schließlich recht spät durch die Dunkelheit nach Hause navigierten.

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Die Nacht war ruhig das Frühstück italienisch, mit ein paar Zugeständnissen ans Mitteleuropäische, unter anderem in Form von Automatenkaffee, der allerdings so greislich war, daß die Wirtin den wenigen Gästen hernach noch einen echten Espresso kredenzte. 
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Die Luft war angenehm lau, der See lag still im Vormittagslicht, aber der Verkehr im Ort war so, daß wir kaum aus der Hoteleinfahrt kamen. So ging es weiter. Erst als wir eine Autobahnzufahrt passiert hatten, wurde es leichter und dann kam bald schon der Aufstieg nach Magione
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Das lief, ausgeruht, wie wir waren, ganz passabel. In Magione war Markt und wir kauften dort etwas Obst. 
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Die Zufahrt auf Perugia war anstrengend. Nicht nur wegen des Anstiegs, sondern auch wegen des starken Verkehrs, riesiger Kreisverkehre, unübersichtlicher Wegführung und vermutlich veralteter GPS-Routen, die uns an komplizierten Kreuzungsbauwerken entgegen der Fahrtrichtung führen wollten. 
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Am Rand der Altstadt von Perugia tranken wir am Straßenrand einen Kaffee und unterhielten uns mit dem Cafébesitzer, dessen Vater wohl aus nicht ganz durchsichtigen Gründen in deutschen Lagern gewesen war. Er wolle ein Buch darüber schreiben. 
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Es ging noch ein Stück aufwärts, dann wieder bergab. Der Verkehr blieb lästig. Irgendwo fanden wir eine kleine Grünfläche mit einer im Schatten liegenden, aber von der Sonne gut aufgeheizten Steinbank. Die Wasserstelle daneben war trocken. Im klimatisierten Supermarkt nebenan kaufte ich noch Pflaumen und Joghurt.Studio_20150813_182744
Wir blieben in der Nähe der Autobahn, die uns schon den ganzen Tag begleitet hatte, es ging noch aufwärts, es war heiß, wir machten trotz der nicht wirklich extremen Steigung mehrere Pausen. Der Himmel hatte sich vor uns etwas zugezogen und es fielen einige Regentropfen. Schließlich gelangten wir doch nach Bastia Umbra und zu unserem B&B Arcobaleno, wo uns ein sanfter freundlicher Herr empfing. Wir haben ein nettes Zimmer und ein geräumiges eigenes Bad gleich über den Flur. 
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Da wir nicht so weit gefahren und früh dran waren, hatten wir reichlich Zeit, uns über die nächsten Etappen klar zu werden. Dann gingen wir hinaus, etwas zu essen zu suchen. Wir liefen über eine Brücke auf die Altstadt zu, staunten über eine riesige alte Fabrik, die wohl Getreide zu Nudeln und anderem verarbeitet, taten uns zunächst etwas schwer mit der Auswahl zwischen den wenigen Restaurants, trafen am Ende aber eine gute Wahl und bekamen vorzüglich zu essen. 
Auf dem Rückweg machten wir noch kurz halt an einer Piazza, wo eine recht gute Jazzsängerin mit Combo auftrat, aber wir blieben nicht lang, denn wir wollten zurück ins Hotel, um noch den Aufenthalt an Feragosto in Terni zu buchen und uns auszuruhen.

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Das Frühstück mussten wir uns in diesem Appartement selbst machen, alle Zutaten und Gerätschaften waren vorhanden, auch eine originale Haushalts-Caffettiera und Milch. Die Gebäckauswahl allerdings bestand aus einem Sortiment abgepackter Teilchen. 
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Wir zahlten, verabschiedeten uns und fuhren zunächst zu einem Supermarkt, um uns wieder mit Obst und Wasser einzudecken. Dann ging es auf einer langen, stark befahrenen Straße hinaus ins flache Land. Das war, mit knapp überholenden Lkw und Campern, lärmenden Motorrädern und einfach durch die Menge des Verkehrs ziemlich lästig. 
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Erst später kamen wir auf ruhigere Wege. Längere Zeit ging es auf einer gut befahrbaren Staubstraße vorbei an verstreut gelegenen Bauernhöfen, deren Ruinen und ihrer wiedererstandenen Daseinsform als Landsitze wohlhabender Städter oder Ferien-Resorts. Das ging recht flott dahin und war landschaftlich sehr reizvoll.
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Der Routenplan sah vor, daß wir anschließend recht steil nach Cortona aufsteigen sollten. Es war sehr heiß, der Weg, den wir vor uns sahen, war steil und die Karte zeigte uns, daß wir nur hinauf fahren würden, um der mittelalterlichen Stadt die Ehre zu geben und dann auf der anderen Seite wieder herunter zu fahren. Wir überlegten eine Weile und entschieden uns dann für den leichteren Weg. Auf einer anderen Straße konnten wir den Berg auf mittlerer Höhe umrunden, die Aussicht genießen und dann in Richtung auf den Lago Trasimeno abfahren und dabei wieder die geplante Route treffen. 
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So hatten wir die Steigung gemieden, die uns am meisten Sorgen bereitet hatte, aber das Ende der Tagestour war auch so noch anstrengend genug. Ein Stück weit fuhren wir auf einem Autobahn-Zubringer mit starkem Verkehr, es war heiß und gab wenig Schatten, es ging immer wieder einmal leicht bergauf und als wir die Gegend des Trasimeno erreicht hatten, konnten wir nicht, wie in unserer Phantasie, am See entlang radeln, sondern hatten zeitweise sogar die Autobahn zwischen uns und dem Wasser und mussten immer wieder leicht auf und ab. 
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In Passignano verfransten wir uns am Ende auch noch und fuhren unnötiger Weise in einen oberen Ortsteil, während unser Hotel an der Straße lag, die direkt am See entlang verläuft. Wir fanden es schließlich, wurden freundlich und ohne lästige Konversationsgirlanden empfangen, konnten unsere Räder gut verstauen und bekamen unser Zimmer. 
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Nach Duschen und Ruhepause gingen wir hinaus und an den See, der uns mit Passagierschiffen, Anlegestellen und Segelbooten sehr an die oberbayerischen Seen erinnerte. Wir liefen noch über schmale Treppenaufgänge und schmale Straßen hinauf in die obere Stadt, die ganz oben in einem Viertel nobler Villen mit See- und Fernblick endet. Dann besuchten wir noch die Plattform bei der Rocca Medioevale und genossen schließlich am Ufer bei einem Aperol Spritz den kitschigsten Sonnenuntergang über dem See. 
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Danach gingen wir auf Essenssuche, fanden die Trattoria, die wir schon vorher ausgesucht hatten, belegt und entdeckten so in einer nur wenig abgelegeneren Straße ein Lokal, wo das sonst oft suspekte Touristenmenü außerordentlich schmackhaft und reichhaltig war. Wir hatten Muscheln, verschiedene gegrillte Meeresfrüchte, Salat und eine Creme Brulé und waren sehr zufrieden. Zum Abschluss setzten wir uns an die Seepromenade, beobachteten Passanten und Halbwüchsige, die ein Raufturnier austrugen. Wir gingen schlafen.

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Das Frühstück, das wir für halb neun bestellt hatten, ließ auf sich warten, umso mehr wurden wohl andere Gäste davon überrascht - wir hatten die falsche Zimmernumer auf die Bestellkarte geschrieben. Als es dann kam, war es wie erwartet: Saft, Kaffee, heiße Milch und ein Gebäckteilchen. Italienisch karg also, aber gut. Wir packten auf und verließen das charmante Haus.

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In einem riesigen Supermarkt besorgte Friederike noch reichlich Wasser, Trauben und etwas Käse, dann kreisten wir noch einmal durch den Ort und verfingen uns zunächst im Gewirr eines großen Verkehrsknktens, weil wir zuerst nicht glauben wollten, daß wir auf einer Hauptstraße fahren sollten.

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Das war aber so, und so begann unser Aufstieg in reichlicher Gesellschaft. Später wurde unsere Straße kleiner und weniger befahren, wand sich in Serpentinen hinauf und wir hatten wundervolle Ausblicke über die typische toskanische Berglandschaft.

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In Leccio überraschte uns ein Gewerbegebiet mit Outlets großer internationaler Modemarken. Ich dachte an Roberto Saviano und seine Schilderung toskanischer Swestshops, in denen Chinesen für die Mafia gefälschte Markenmode produzieren. Gerade in dem Moment begegnete uns ein Fahrzeug der Guardia Finanzia...

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Wir sahen viele Olivenhaine und Weinberge, rochen die würzige Luft und kamen im milden toskanischen Abendlicht nach Arezzo. Das Hotel war auch schnell erreicht, das Einchecken war etwas chaotisch, weil der sehr umständlich beflissene Manager seinen Wortschwall synchron in dreierlei Sprachen auf mehrere zugleich angereiste Gäste ergoss und dabei bald selbst ziemlich aus dem Takt kam. Das Gebäude ist eigentlich ein Appartementhaus und unser Zimmer riesengroß, mit einem normalen Balkon und einem, der dadurch gebildet wird, daß das Haus spitz zuläuft und sich der Architekt da eine Struktur aus eckigen Betonsäulen und Zwischenräumen ausgedacht hat - ein zugiger Platz, ideal zum Wäschetrocknen und so nutzten wir ihn dann auch. Zwischen den Säulen hindurch sieht man nicht weit entfernt den Bahnhof von Arezzo und am Haus entlang fahren die Züge.

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Wir breiteten uns aus, wuschen Handwäsche und gingen dann in die Altstadt zum Abendessen. Die Qual lag in der Wahl, denn es gibt zahlreiche Lokale unterschiedlicher Art und es dauerte, bis wir uns entscheiden konnten, dann aber war es gut. Friederike bekam Pizza, ich Trippa (Kutteln).

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Daß wir nun wirklich im südlichen Sommer gelandet sind, zeigte das bunte und laute Straßenleben, das uns spät am Abend draußen empfing. Wir kauften uns noch ein Eis, setzten uns damit auf eine Bank vor der Eisdiele und beobachteten das muntere Treiben vor allem junger Leute.

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Die Nacht war sehr ruhig und durch das Gewitter, das in der Nähe vorbeigezogen war, auch angenehm kühler - verglichen mit den Nächten zuvor, denn auch hier konnten wir leicht auf jede Zudecke verzichten. wpid-studio_20150810_193026.jpg

Zum Frühstück gab es Obst und verschiedenes süßes Gebäck zum Kaffee. Auf die je zwei abgepackten Zwiebackscheiben verzichteten wir, auch auf die Marmeladenportiönchen. Der Mangojoghurt schmeckte ziemlich künstlich. Die Dicke saß an der Rezeption vor einem großen Monitor und sah fern. Die Gouvernante fegte die Lobby. Im hinteren Garten saß ein apathischer Greis. Der einzig völlig normal wirkende Mensch war der "marito" der Dicken, der emsig umherlief und Dinge erledigte.
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Der Himmel war bedeckt und es hatte tatsächlich merklich abgekühlt. Wir holten unsere Räder aus dem Heizungskeller und machten uns auf den Weg. Oft vom Rückenwind geschoben, bisweilen auch von Seitenwind bedrängt, fuhren wir ein wenig im Zickzack durch die weite Ebene. 
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Schemenhaft tauchten im Süden die Berge auf, die wir nicht erklimmen wollten, denn der Aufstieg wäre höher und steiler gewesen, als der Alpenübergang. An der Peripherie von Bologna kaufte ich mir in einem großen Sportcenter eine gepolsterte Radlerhose, denn mein Sitzfleisch verlangte nach Schonung. 
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Das Navi führte uns auf einer der üblichen netten Sightseeingrouten durch normale Wohngegenden zum Bahnhof Bologna Mazzini, von wo aus wir heute ein Wenig mit dem Zug fahren wollten. Bologna Mazzini liegt auf einer Brücke und ist über Treppen und Aufzüge erreichbar. Auskunft gibt es nicht. Wir orientierten uns, kauften an einem Automaten mit vorzüglicher Benutzerführung Fahrkarten für uns und die Räder und gingen zum Kaffeetrinken in eine nahe Bar, wo uns ein Ukrainer ein Gespräch über dies und jenes aufdrängte. 
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Beizeiten machten wir uns auf zum Bahnhof, mißtrauten dem einen Aufzug, der sehr seltsame Gerãusche von sich gab und nahmen den anderen, der uns einzeln wohlbehalten nach oben zum Bahnsteig brachte. 

Als der Zug kam, liefen wir ganz nach vorne, wo wir das Fahrradabteil entdeckt hatten. Unsere Räder durften da bleiben, uns selbst dirigierte der Schaffner in den nächsten Wagen, denn der erste war gesperrt, weil die Beleuchtung nicht funktionierte. So gelangten wir nach Prato, wo wir umsteigen sollten. Unterwegs ging draußen ein sehr heftiger Regenguss nieder. 

In Prato raus aus dem Zug, runter mit dem Lift, rauf mit dem Lift, wir kamen in Übung. Überall wurden nun zunehmende Verspätungen angezeigt. Ein Zug fiel ganz aus Zum Glück nicht unserer. Vor den Anzeigetafeln bildeten sich Gruppen debattierender Menschen. Eine halbe Stunde später als erwartet kam unser Zug. Er war fast leer und so stark gekühlt, daß wir wärmere Kleidung auspackten. Die konnten wir dann auch beim Aussteigen gebrauchen, denn es war merklich kühler und nieselte leicht. 
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Der Aufzug am Bahnhof in Pontassieve war zu klein für ein Fahrrad. Ich führte meines voll beladen ganz langsam die Treppe hinunter, Friederike zog es vor, Gepäck und Fahrrad einzeln zu transportieren. Der Ausgang des Bahnhofs war dann zum Glück ebenerdig und eine kurze Fahrt brachte uns - wie fast immer zielgenau navigiert - zu unserer Unterkunft. 
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Das B&B, das Friederike über Booking gefunden hatte, erwies sich als sehr nette Wahl. Der Empfang war zugleich effizient und herzlich, das Haus war voller Kunstobjekte der lustigsten Art und zugleich voller nützlicher und praktischer Ideen. So gab es, um nur ein Beispiel zu nennen, folierte Karten für die Auswahl des im Zimmer zu servierenden Frühstücks, einen Folienstift zum Ankreuzen und an der Rezeption einen Kasten zum Einwerfen der ausgefüllten Karten. Vieles war auch verspielt und verwirrend und bei der Abreise würden wir darauf achten müssen, daß sich nicht einzelne unserer eigenen Sachen in der bunten Vielfalt verirren und zurückbleiben. Auch ökologischer Geist wehte. Warmwasser wurde mit Sonnenenergje erzeugt, es gab ein Geheft mit Hinweisen zu sonstigen umweltschonenden Verhaltensweisen 
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Etwas zum Abendessen zu finden, war in dem Ort gar nicht so einfach. Wir konsultierten Hinweise im Hotel, liefen eine Weile durch den Ort, in dem nur einige modern gemeinte Bausünden hervorstechen, wie ein nachts in wechselnden Farben angestrahltes Aufzugsgebäude zu einem höher gelegenen Ortsteil, fanden eine nichtssagende Pizzeria und schließlich, mit Hilfe von OpenStreetMap ein ganz nettes Lokal mit einer gut deutsch sprechenden Wirtin und recht gutem Essen. Auf die sortenreiche Auswahl deutscher Biere haben wir verzichtet und sind beim Rotwein geblieben. 

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Zum Schutz gegen Mücken hatten wir den Rolladen fest geschlossen gelassen, so daß es in unserem Zimmer auch nach Sonnenaufgang stockfinster blieb, und nachdem wir uns im Laufe der Zeit auch einigermaßen an das laute Geräusch der Klimaanlage außen am Haus gewöhnt hatten, verschliefen wir bis um halb Neun.

Wir standen auf, packten, holten unsere Fahrräder und verließen das Hotel. In einer Bar frühstückten wir auf italienische Art mit Kaffee und Gebäck, dann machten wir uns auf den weiteren Weg durch die endlose Ebene.

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Wir kamen an Ruinen verlassener Bauernhöfe vorbei,

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passierten kleine Städte und Ortschaften die heute, am Sonntag, wie ausgestorben wirkten,

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deckten uns in einem Supermarkt mit Semmeln, Trauben, Milch und acht Litern Wasser ein,

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fuhren lange Zeit auf den Dämmen des Po,

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machten Rast in irgndeinem Ort, zwischen Sportplatz und Kirche,

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sahen Bewässerungsanlagen, Wehre und andere Flussbauwerke,

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rochen Feigenbäume, frisch gedroschenes Getreide und den Gestank aus der Massenhaltung von Huhn und Schwein. Wir orientierten uns an zahllosen Kreuzungen und Kreisverkehren,

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sahen heute kaum Radler, aber viele Erntefahrzeuge und große Transporter mit Getreide, gehäckseltem Futtermais und Tomaten.

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Lange folgten wir einer Spur von Tomaten, die offenbar einer der überladenen Lkw verloren hatte, alle hundert Meter eine, beim Kurvenfahren im Kreisverkehr einige mehr.

Wir sahen überfahrene Katzen, Igel und vor allem große, langschwänzige Ratten in beachtlicher Zahl. In der Luft viele Reiher, einmal Rebhühner, auf Stromleitungen aufgereihte Ringeltauben, aufflatternde Starenwolken.

Pappelplantagen sind auch eine Spezialität der Gegend,

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und Hirseanbau, den ich noch nie in Natur gesehen hatte.

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Als wir im Hotel ankamen, erhob sich eine dicke ältere Lady schwerfällig aus dem Fernsehsessel und checkte uns schnaufend ein. Während wir duschten, donnerte es draußen kräftig, aber Regen blieb aus.

Wir aßen im Hotel unter der Regie einer etwas gestrengen aber korrekten Kellnerin, die einzigen weiteren Gäste waren sechs Monteure, unter ihnen ein Senegalese. Das Essen war gut.

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