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Die ganze Nacht hatte der Sturm ums Haus gepfiffen und er hatte sich bis zum Morgen nicht gelegt. Als wir das Hotel verließen, regnete es. Beim nahen Supermarkt kauften wir Proviant. Davor stand ein Schwarzer, den viele zu kennen schienen. Er lächelte alle mit seinen im dunklen Gesicht strahlend weißen Zähnen an. Viele Kunden drückten ihm Münzen in die Hand, manchen trug er dafür die Taschen zum Auto oder räumte ihren Einkausfwagen weg.

Der Regen war lästig, aber die Regencapes wären noch lästiger gewesen. Manchmal stärker, manchmal nachlassend begleitete uns die Nässe den ganzen Tag. Von oben und von unten, denn wir fuhren die meiste Zeit auf Feldwegen und Sandstraßen, auf denen sich durch den Regen teils sehr große Pfützen gebildet hatten. Wo Bäume standen, lagen Blätter, Zweige und kleine Äste am Boden, die der Sturm abgerissen hatte. Einmal versperrte ein umgestürzter Baum den Weg und wir mussten durchs Gebüsch, um ihm auszuweichen. Manchmal fuhren wir durch Siedlungen und einige Anstiege waren auch dabei, aber die Tagesetappe war nicht sehr lang und nach einer kurzen Fahrt auf breiten Schnellstraßen waren wir schließlich in Udine und hatten auch gleich unser Hotel "Due Palme" gefunden.

Als wir kamen, wurde gerade in großer Hektik eine Kühltheke in die Tiefgarage verfrachtet. Der Mann, der uns eincheckte, war höchst nervös, aber sehr freundlich. Schließlich waren auch die Fahrräder in einem geschlossenen Abteil der Tiefgarage und wir in unserem Zimmer.

Wir machten uns frisch und liefen im leichten Regen kreuz und quer durch die Stadt, besichtigten den Dom, machten an einigen Plätzen und Gebäuden Halt und ruhten uns in einer Bar beim Cappuccino aus.

Dann suchten wir langsam nach Esslokalen und landeten schließlich in einem Lokal namens Manin, mit freundlicher Bedienung und gutem Salat. Pizza hatten wir schon bedeutend besser bekommen. Durch die nicht sehr belebte Stadt liefen wir zurück zum Hotel. Der Regen hatte aufgehört. Wir waren noch nicht müde und setzten uns zum schreiben und recherchieren auf unser heute irgendwie royales Bett.

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Das nächtliche Gewitter war lang und heftig gewesen. Morgens regnete es noch so stark, dass wir unsere Capes anzogen. Um zur Fahrradroute zu gelangen, mussten wir ein ganz kurzes Stück sehr steil bergauf, aber anschließend wurde es angenehm und ging meistens bergab.

Über eine lange Strecke fuhren wir auf einer alten Eisenbahntrasse entlang, durch Galerien und finstere Tunnels, über weit gespannte Brücken und an den Ruinen alter Bahnhöfe vorbei, stetig bergab. Es hatte zu regnen aufgehört, manchmal schien sogar die Sonne und wenn man wollte, konnte man auch im kräftigen Wind schon einen Hauch mediterraner Wärme ahnen. Im alten Bahnhof von Chiusaforte gab es eine Bar, da machten wir Halt und gönnten uns Cappuccino.

Dann ging es weiter flott bergab. Bei Saletto nahmen wir wohl eine falsche Abzweigung und versäumten so eine Flussquerung. Als wir einige Kilometer später auf die richtige Seite gelangten, mussten wir zur Buße für die Unaufmerksamkeit eine 27 prozentige Steigung hochschieben, um wieder zur alten Bahntrasse zu kommen.

In Venzone machten wir Halt und sahen uns etwas um. Unter anderem besichtigten wir die wieder errichtete Kirche, die bei den friulischen Erdbeben des Jahres 1976 völlig zerstört worden war.

Weiter auf unserem Weg folgte ein etwas unangenehmer Abschnitt entlang einer ehemaligen Straße. Der Belag bestand aus feinem Schotter, der an manchen Stellen so locker war, dass wir ins Schwimmen gerieten. Es gab auch einige Tunnel mit schlechtem Straßenbelag und üblen Schlaglöchern, die in der Dunkelheit schwer auszumachen waren. Aber es ging fast immer abwärts, ein kräftiger Wind blies die Wolken fort, die Sonne kam bisweilen durch, es wurde wärmer. Wir ließen die letzten schroffen Berge zurück, die uns auf beiden Seiten begleitet hatten, das Flussbett des Tagliamento wurde breiter, das durch die Regenfälle angeschwollene Wasser floss in verschiedenen Strömen zwischen den Kiesbänken dahin. Wir überquerten das Flussbett auf einer langen Brücke und kamen nach Gemona, unserem Tagesziel.

Das per Booking.com vorbestellte Zimmer erwies sich als Schnäppchen. Wir lagen um 30% unter dem regulären Zimmerpreis des modernen Hauses. Auspacken, Elektronik an die Ladegeräte, kleine Wäsche, duschen, dann ging es wieder hinaus und im milden Abendlicht hinauf in den Ort, während auf der anderen Seite gerade die Sonne hinter den Hügeln verschwand. Einzig störend der kräftige Wind, aber der hatte ja auch den Regen vertrieben.

Auch hier erinnert man sich noch an verschiedenen Stellen an den Schrecken der drei Erdbeben von 1976. Wir besichtigten die Hauptkirche, liefen noch etwas durch die Stadt und ließen uns dann "Al Duomo" zum Abendessen nieder. Das war sehr fein, der dürre Kellner war auf eine trockene Art sehr freundlich und preislich blieb das Vergnügen durchaus im Rahmen.

Auf dem Heimweg wurden wir nochmal kräftig vom Sturm durchgepustet, der Plan, im Hotelcafé noch einen Gutenachttrunk zu nehmen, wurde dadurch vereitelt, dass schon geschlossen war. So kamen wir schon eher als geplant ins Zimmer und zur Nachtruhe in unserem heute wieder etwas eleganteren Bett.

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Wir haben gut geschlafen an diesem ruhigen Ort. Nur blickten wir beim Aufwachen leider in einen einheitlich grauen Himmel, am Balkon war es kühl, die Wäsche an der Leine war feucht geblieben und der Wetterbericht im Internet zeigte für den Nachmittag sogar einige Blitze entlang unserer Route. Aber zum Glück hier und jetzt noch kein Regen. Heute wollten wir Italien erreichen.

Das Frühstück im Haus Kärnten normal ordentlich. Erfreulich ein Kaffeeautomat, der ein anständiges Getränk lieferte. Die anderen Gäste eher älter, kurgästemäßig im Habitus.

Wir starteten in Richtung See, dann ging es, wie erwartet, auf der Straße gut dreihundert Höhenmeter aufwärts und dann im Schuss wieder hinunter. Meine Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h. Als wir bei Feistritz die Hauptroute der Ciclovia Alpe Adria wieder erreicht hatten, folgten wir auf ruhigen Wegen dem Ufer der Drau, gönnten uns vor Kellerberg einen Cappuccino und fuhren weiter zügig am Fluss entlang bis Villach, wo wir auf einer Bank Rast und Brotzeit machten.

Bald darauf wechselten wir von der Drau an die Gail und fuhren weiter auf ruhigen Wegen. Dann ging es eine Weile der Bahn entlang und ab Arnoldstein folgten wir der B83, die sonntagshalber frei von LKW-Verkehr war. Inzwischen schien die Sonne.

Ab Thörl-Maglern wichen wir dann von der Route ab und hielten uns an die SS13, die Via Friuli, fuhren durch den Tunnel bei Coccau und blieben auf ihr bis Tarvisio. So vermieden wir eine letzte große Steigung. Die Tour war lang genug gewesen. Wir fanden das Hotel 2000, wo wir für diese Nacht gebucht hatten und bezogen ein winziges Mansardenzimmer mit geräumigem Bad, wo wir uns unter einem in dicken Strahlen nach allen Seiten ergiebig brunzenden Duschkopf frisch machen konnten.

Der in den Wettervorhersagen angekündigte Regen war ausgeblieben. Wir machten noch einen Rundgang durch den Ort, sahen Schilifte, Pisten und Schneekanonen in Sommerruhe, staunten über die "Bikers Welcome"-Transparente mit Harley-Symbolen vor vielen Lokalen und fragten uns, ob wohl ein besonderer Event stattfinde, oder ob diese besondere Gastfreundschaft einfach der Tatsache geschuldet ist, dass der Ort an einer beliebten Biker-Strecke liegt.

Zum Abendessen gingen wir zurück ins Hotel und genossen erstmals wieder italienische Küche. Als wir fertig waren und noch etwas auf die Piazza gehen wollten, brach ein Unwetter los. Oben in der Mansarde wartete schon unser italienisches Bett mit der gemeinsamen Zudecke. Mal sehen, ob wir uns da einig werden.

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Morgenkorrespondenz mit Familie und Freunden, dann Frühstück, rustikal, schnörkellos, aber alles dabei. Im Spar nebenan gab es Reiseverpflegung. Bei der Abfahrt leider Regen. Beim Aufstieg zur Tauernschleuse wurde es unter den Regencapes warm und schweissnass.

Die Bahnverladung lief ganz cool mit ebenerdigem Einstieg, geräumigem Fahrradplatz und einem jungen Paar aus Pullach, das die gleiche Tour auf der Ciclovia Alpe Adria machte. Im übrigen Wagen die Autoreisenden, gedrängt, teils stehend, auch einige vollverschleierte Araberinnen.

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Nach einer knappen Viertelstunde waren wir auf der anderen Seite und durften in rasanter Abwärtsfahrt zu Tal brausen. Ich ließ es bis auf 61 km/h kommen und genoss wieder einmal das Sicherheitsgefühl, auf einem hochwertigen, robusten Fahrrad mit ausgezeichneten, bestens dosierbaren Bremsen zu sitzen. (Wer es genau wissen will: Wir fahren individuell konfigurierte Utopia Roadster mit 14-Gang Rohloff Nabenschaltung und hydraulischen Scheibenbremsen von Magura.)

Wir stürzten uns also hinunter nach Oberfellach und fuhren dann, teils auf der Hauptstraße, teils abseits von ihr, manchmal etwas bergauf, aber in der Summe stetig bergab, durch das Mölltal.

Bei Möllbrücke erreichten wir die Drau und fuhren an ihr weiter bis Spittal. Um unser Quartier am südlichen Ende des Millstätter Sees zu erreichen, mussten wir ab Spittal von der Standardroute abweichen. Kräftig ansteigend gelangten wir zum Ostufer des Sees und radelten dann, meist auf einem Radweg entlang der Straße und etwas genervt vom Autoverkehr, immer parallel zum See, aber stets von diesem getrennt durch private Seegrundstücke bis nach Döbriach, wo wir ein Zimmer im "Haus Kärnten" gebucht hatten. Das erwies sich als schlicht und nett und freundlich, mit einer kräftigen Dusche und einem langen Eckbalkon, auf dem es praktischer Weise eine Leine für unsere kleine Wäsche gab.

Wir blieben eine Weile, recherchierten für die nächsten Reisetage, wuschen uns und unsere Hemden und fuhren dann, einer Empfehlung der Wirtin folgend, in Richtung See, wo wir auch gleich ein sehr nettes Restaurant mit freundlicher Bedienung und gutem, frisch gekochtem Essen fanden. Wir wären auch noch gerne auf ein zweites Bier beim "Kohlweiss" geblieben, wo wir auch praktischen Rat für die Weiterfahrt erhalten hatten, aber stattdessen nahmen wir noch zwei Flaschen mit, denn ein Gewitter zog heran, auf dem Heimweg sahen wir schon Blitze, und richtig, kaum dass wir zurück waren und unsere Räder verstaut hatten, fing es an, heftig zu schütten.

Wir setzen uns noch etwas auf die kleine Eckbank mit dem Tischchen, tranken, schrieben, chatteten, Friederike buchte Unterkünfte für die ersten Tage in Italien und neben uns wartete schon das gemütliche Bett.

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Die Nacht über dem Steakhaus war ruhiger, als erwartet, das Frühstück schlicht und ohne viel Auswahl. Beim Supermarkt gegenüber bekamen wir Proviant für den Tag. Wir prüften mal endlich die wichtigsten Schrauben an unseren Fahrzeugen, trugen die Räder dann über die schmale Treppe hinunter von der Terrasse, wo sie die Nacht verbracht hatten, dann die Taschen hinterher, packten auf und fuhren bei schönstem Sonnenschein und zunehmender Wärme los.

Bis Schwarzach-St. Veit ging es immer nahe der Salzach entlang. Danach entstand Verwirrung, weil zwei alternative Routen ausgeschildert waren und wir keine rechten Anhaltspunkte hatten, welche wir wählen sollten. Schließlich entschieden wir uns für die Route auf der rechten Flussseite. Da ging es dann gleich steil  bergauf, so dass wir immer wieder kleine Pausen einlegten.

Wir passierten den "Ausgleichsspeicher  Brandstatt", der durch einen langen Stollen mit Salzachwasser befüllt wird, das dann in wasserärmeren Zeiten das Kraftwerk Schwarzach treiben kann. Ein Stück weiter machten wir Kaffeepause, bevor wir zum 1,5 km langen Klammtunnel  abbogen, der ins Gasteinertal führt. Im Tunnel war es durch die Belüftungsanlagen und den Widerhall der Fahrzeuggeräusche unangenehm laut, aber für Radfahrer gibt es einen robust gesicherten separaten Weg, auf dem wir zügig vorankamen.

Im Gasteinertal ging es dann mit einigen kräftigen Anstiegen weiter, vor allem zum Ende der Etappe, zuerst nach  Bad Hofgastein. Wir ließen uns entsprechend viel Zeit. Am bekannten Wasserfall machten wir Halt und ein Beweisfoto,

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dann stiegen wir in einer langgezogenen Serpentine das letzte Stück auf zum Bahnhofsplatz, wo wir standesgemäß im "Euro Youth Hotel Krone" reserviert hatten. Das Haus sieht von außen aus wie ein edles altes Kurhotel, ist innen modern und schnörkellos ausgestattet und durchaus preiswert.

Unten gibt es ein urig gestaltetes Restaurant, wo wir ganz gut zu Abend aßen und sehr freundlich bedient wurden. Es gab Augustiner Bier, was wir hier nicht erwartet hätten. Oben wartete schon ein bequemes Bett.

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Schon im ersten Morgenlicht kündigte sich schönes Wetter an. Wir stärkten uns am Frühstücksbuffett, packten unsere größtenteils über Nacht getrockneten Sachen ein, schleppten unsere Fahrradtaschen vors Haus, holten die Räder aus der Garage, über denen noch die Regencapes zum Trocknen ausgebreitet waren, packten auf und fuhren los.

Zuerst ging es im weiten Tal entlang, dann ein Stück aufwärts zum Pass Lueg. Wieder etwas hinunter und schließlich eine längere Strecke auf der Bundesstraße neben Bahn und Fluss durch eine enge Schlucht. Danach gab es zum Glück einen recht breiten Randstreifen, auf dem wir fahren konnten, aber die zahlreich überholenden LKW waren doch etwas unangenehm, die Gruppen knatternder Motorräder ebenso. Im hübschen Ort Werfen gönnten wir uns eine Kaffeepause.

Mal an der Salzach, mal an der Bahnlinie entlang ging es über Bischofshofen nach Sankt Johann, wo diese kurze Etappe dann auch schon endete. Die "Rauchkuchl", wo wir reserviert hatten, erwies sich als uriges Steakhaus mit zugehöriger Pension. Auf dem Vordach ein lebesgroßer schwarzer Stier, vor dem Haus roh gezimmerte Tische und Bänke und unsere Fahrräder parkten vorläufig an einem Platz mit zwei Harley-Davidson-Schildern. Unser Zimmer war klein und ganz niedlich eingerichtet.

Wir machten uns kurz frisch und dann auf zu einem kleinen Rundgang. Gleich um die Ecke gab es einen Heavy-Metal-Laden, was uns in dem kleinen Ort etwas verwunderte, bis wir die örtliche Bevölkerung näher kennen gelernt hatten. Erstaunlich viele schienen in Kleidung und Körperschmuck Kunden des "Metal Shop" und einiger Tatoo- und Piercing-Studios am Ort zu sein. Es gab auch einige andere Kleiderläden herberen Stils, auch in gehobener Preisklasse.

Wir liefen hinauf zum Dom, den wir uns ansahen, dann nahmen wir auf der Terrasse des "Kirchenwirt" Platz, von wo wir Ausblick auf die umliegenden Berge und die modernen Bausünden des Ortes hatten. Deren schlimmste, das riesige Kultur- und Kongresszentrum, erschlägt völlig die alte Kirche schräg gegenüber. Eine junge Touristenfamilie mit Kleinkind am Tisch nebenan fragte, ob es im Ort noch irgendein nettes Zentrum gäbe. Wir hatten keines gefunden. Die wenigen hübschen alten Häuser werden von Straßenverkehr und modernen Betonbauten erdrückt. Kein Wunder, dass die Einheimischen auch persönlich einen etwas herberen Stil pflegen.

Kein Ort also, an dem man aus einem anderen Grund verweilen möchte, als zur Rast vor dem großen Aufstieg der uns die nächsten beiden Tage bevorsteht.

Im Steakhaus, wo wir wohnten, wollten wir nicht zu Abend essen. Also probierten wir den Gasthof Silbergasser, wo wir eine große Trauergesellschaft wieder sahen, die uns am Nachmittag schon bei der Kirche begegnet war. Ihre Anwesenheit beherrschte das Gasthaus und wir hatten Gelegenheit zu vielfältigen Beobachtungen der Charaktere und der Gruppendynamik.

Das Essen beim Silbergasser war erkennbar frisch hausgemacht und das Gulasch das bislang beste in meiner dieser Tage laufenden Testreihe.

Noch ein Abendbier, dann gingen wir in unser nettes kleines Zimmer mit dem gemütlichen Bett und ruhten uns aus für die kommenden Anstrengungen.

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Es war gar nicht so einfach, von Bad Reichenhall fortzukommen. Zuerst wollten wir uns noch etwas den Ort ansehen, dann suchten wir einen Weg nach Salzburg. Da begannen die Schwierigkeiten. Wir hatten eine Route aus dem Internet geladen, aber der Autor schien Trampelpfade zu lieben. Das Navi wollte wieder gleich direkt über den Berg. Im Ort gab es eine Menge Wegweiser für jeweils beiden Richtungen der hindurchführenden Fernradwege, aber es fehlten Hinweise auf den Zielort, so dass es im Gewirr der Gassen schwierig war, die richtige Wahl zu treffen. Nach einigen Irrfahrten beschlossen wir, uns auf die App des "Bayernnetz für Radler" zu verlassen. Die Kartendarstellung ist zwar winzig, aber der mikroskopisch kleine rote Pfeil zeigt zuverlässig Standort und Zielrichtung, eine Textanzeige nennt die momentane Abweichung von der Idealroute und so wurden wir zügig nach Salzburg geführt.

Es begann leicht zu regnen. Ein Café, wo wir Unterschlupf suchen und den weiteren Tagesverlauf planen wollten, schloss gerade zur Mittagspause, im Weiterfahren nahm der Regen zu und als er sich zum Wolkenbruch auswuchs, erreichten wir gerade noch überdachte Parkplätze vor einem größeren Haus und stellten uns für einige Zeit unter.

Dass der Regen ganz wieder aufhören würde, schien aussichtslos. Also machten wir uns, als er gerade einmal etwas nachließ, auf und fuhren weiter. Auf dem Tauernradweg ging es salzachaufwärts durch Auwälder, teils auf Asphalt, teils auf zementgebundenem Sand, teils auch auf durch den Regen matschig gewordenen Pfaden. Zum Teil goss es heftig und wir mussten unser Gepäck zusätzlich schützen.

Unter einer breiten Autobahnbrücke machten wir Rast und verspeisten die letzten Reste von Brot und Camembert, die noch dem heimischen Kühlschrank entstammten. Den Kaffee dazu holten wir uns ein paar Kilometer weiter in Hallein, wo wir mit unseren Rädern wieder unter den großen Schirmen eines kaum besuchten Lokals Unterschlupf fanden.

Der Ort hat offenes W-Lan für alle und so konnten wir etwas recherchieren und schließlich ein Zimmer in Golling buchen. Mit diesem konkreten Zufluchtsort in Aussicht fuhr es sich dann auf der restlichen Strecke bedeutend leichter.

Das Hotel Garni Ramsl empfing uns freundlich, das geräumige Zimmer war unspektakulär ordentlich, die Beleuchtung in Zimmer und Bad eher spärlich und duster. Da es erst Spätnachmittag war, hatten wir reichlich Zeit, feucht Gewordenes zum Trocknen auszubreiten, das W-Lan zu nutzen, ausgiebig zu duschen und die unter dem Regencape durchgeschwitzten Unterhemden und Hemden zu waschen.

Dann machten wir uns auf ins schmucke Ortszentrum, wo es eine Burg gibt,

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interessante Läden,

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wirklich hübsche Häuser und etliche Lokale, unter denen wir schließlich den gut besetzten "Goldenen Ochs" wählten, wo in sensationell kurzer Zeit unser Essen kam. Zum Abschied fragte uns der junge Wirt, ob uns die Gruppe von fünfzig slawischen Gästen unangenehm laut vorgekommen wäre. Italiener seien noch weitaus schlimmer. Wir hatten keine Probleme, gestern in Reichenhall war es lauter gewesen.

Zum Abendbier gingen wir dann noch ein paar Häuser weiter, sahen am Nebentisch stäbchengewohnte Asiaten erkennbar unbeholfen mit unserem Besteck hantieren, hörten aus dem Raucherzimmer nebenan eine TV-Fußballübertragung und die zugehörigen Emotionen der Zuschauer.
Auf dem Rückweg zum Hotel verliefen wir uns nochmal etwas, womit der Tag endete, wie er begonnen hatte. Es war kühl und nieselig, aber wir haben ja ein komfortables Zimmer und ein hoffentlich bequemes Bett.

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Während des Frühstücks nieselte es. Bis wir reisefertig waren, hatte sich über uns ein Wolkenloch aufgetan und das begleitete uns, zum Teil sogar mit Sonne, bis kurz vor Traunstein. Dort mussten wir dann unsere Regencapes rausholen. Auf dem Stadtplatz gab es einige Lokale, die regendichte große Schirme aufgespannt hatten und da ließen wir uns zum Kaffee nieder.

Die größere Stadt bot auch Gelegenheit zu einigen Besorgungen, wie zum Beispiel Magnesium-Dragees zur Ergänzung unserer Vorräte, Kytta-Salbe für mein etwas lädiertes Knie, Kleber für eine abgebrochene Navi-Halterung und ein paar andere Kleinigkeiten. Dann überlegten wir uns den weiteren Weg und buchten bei Booking.com eine Unterkunft in Bad Reichenhall. Wir wollten es heute etwas ruhiger angehen. Es sollte noch anders kommen.

Zunächst ging es wieder trocken weiter, anfangs abseits aber in Hörweite der stark befahrenen Bundesstraße nach Siegsdorf, dann auf Radwegen, die häufig die Seite wechselten, an ihr entlang. Bei Inzell entstand dann Verwirrung zwischen verschiedenen Routenvorschlägen, der Bodensee-Königssee-Radweg, dem wir folgen wollten, war schlecht geroutet, so dass wir ihm stellenweise gar nicht finden konnten und bei Inzell war uns die "Deutsche Alpenstraße" einfach zu stark befahren.

So ließen wir uns eine ruhigere und kürzere Route berechnen und fuhren aufwärts über Pommern nach Adlgaß. Danach hörte die Asphaltstraße auf und wir fuhren auf einer breiten Sandstraße steil bergauf. Stellenweise war die Steigung so, dass wir sie nur in kurzen Etappen mit längeren Pausen bewältigen konnten. Skeptisch wurden wir, als uns das Navi auf einem kaum zu erkennenden Trampelpfad steil bergab führen wollte. Wir blieben hartnäckig auf dem heftig ansteigenden Forstweg durch den Wald der Stoisser Alm, wurden aber zunehmend skeptisch, ob uns jenseits der Almen, die wir auf der Karte sahen, eine befahrbare Straße oder nur Wanderwege erwarten würden, die wir mit unseren schwer beladenen Rädern kaum würden fahren können.

Schließlich beschlossen wir, umzukehren. Das Navi bekam den Auftrag, unbefestigte Wege zu meiden, ergab sich nach einiger Gegenwehr und führte uns auf der nun, am Abend, kaum mehr befahrenen Alpenstraße entlang. Der Weg war so zwar fast doppelt so lang wie unsere "Abkürzung" über den Berg, aber dafür ging es fast immer bergab, zum Teil sogar recht flott, und kurz nach 20 Uhr waren wir an der "Pension Lex" und wurden freundlich empfangen. Wir brachten unser Gepäck aufs Zimmer, machten uns ein Kleinwenig frisch und radelten flott und leicht ein Stückchen zurück zum "Schwabenbräu" wo es ordentlich voll war und wir wieder gutbürgerlich zu Abend aßen, mit den Töchtern in München und Island chatteten, ein bisschen herumrecherchierten und diesen Blogtext verfassten.

Am Heimweg hatte der zwischenzeitliche Regen aufgehört, ungemütlich kalt war es auch so, aber wir haben ja ein komfortables Zimmer und ein hoffentlich bequemes Bett.

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Das Wetter bescherte uns einen angenehmen Starttag. Es war nicht zu heiß, aber doch lange Zeit sonnig. Da wir diesmal direkt von zu Hause aus radeln wollten, waren wir nicht an Fahrpläne und Abfahrtszeiten gebunden und konnten uns Zeit lassen. Die erste Etappe zum Einradeln sollte auch nicht zu anspruchsvoll werden und so genügte es uns, um die Mittagszeit aufzubrechen.

Auf wohlbekannten Wegen ging es nach Harthausen, Wolfersberg, Schattenhofen und dann weiter auf dem Panoramaweg Isar-Inn über Grafing nach Wasserburg. dann folgten wir dem Inn-Alz-Radweg bergauf bergab. Das war landschaftlich sehr schön, aber kräftemäßig an diesem ersten Tag durchaus eine Herausforderung.

Als es am frühen Abend dann reichte, telefonierten wir einige nicht allzu weit entfernte Unterkünfte ab und bekamen etliche Absagen, bis wir schließlich in Obing Erfolg hatten. Das lag zwar ein paar Kilometer ab vom Weg und war noch gut zehn Kilometer entfernt, aber mit einer sicheren Unterkunft in Aussicht war das zu schaffen.

Das Gästehaus Seeblick wird zwar seinem Namen nicht in spektakulärer Weise gerecht, in der Tat hatten wir keinerlei Sicht auf den See, nur auf eine Siedlung mit Kugelbüschen und dem üblichen Gartentand, ist aber absolut ordentlich und mit 96 Euro pro Nacht nicht ganz billig. Wir richteten uns kurz ein und radelten dann schnell ins Dorf, um noch ein Abendessen zu ergattern. Das gelang im Gasthof Kufner, wo wir anständige einfache Wirtshauskost bekamen. Am Nebentisch gaben drei örtliche Rennradler in Vereinstrikots Bergtourenlatein zum Besten und labten sich ordentlich am Weißbier.

Am Heimweg war es kalt und niesrlig, aber wir haben ja ein komfortables Zimmer und ein hoffentlich bequemes Bett.

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