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7. August<br />Peitz – Biebersdorf<br />(69 km)

Der Glockenschlag der Kirche gleich gegenüber unserem Zimmer störte unseren Schlaf weniger, als erwartet. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster sahen wir blauen Himmel. Die einzigen Wolken kamen aus den Kühltürmen des großen Braunkohlekraftwerks, aber die waren groß genug, um zeitweise die Sonne zu verdunkeln.

Wir frühstückten in einer kleinen Bäckerei am Platz, packten unsere Sachen und fuhren dann zu einem Supermarkt, um Proviant zu besorgen. Danach ging es hinaus in die Landschaft und schließlich erreichten wir die Spree.  Auch hier fuhren wir über weite Strecken auf dem Damm entlang, aber alles war  kleiner und harmloser, als an der Oder. Der Damm niedriger, das umgebende Land einfach nur grün, ohne die Rauhheit des Odertals mit seinen wilden Weidensträuchern und den toten Baumriesen.

Der Spree-Radweg ist so angelegt, dass einem die "touristischen" Highlights nicht entgehen - und man nicht ihnen. Wir kamen also nach Burg, einem Heilkurort, der offenbar zahlreiche Gäste anlockt. Der Spreewald ist hier durchzogen von vielen Flussarmen und Kanälen, auf denen man mit gemieteten Booten paddeln kann. Die Radwege führen häufig über kleine Brücken mit recht steilen Rampen, damit die Paddler darunter die nötige Kopffreiheit haben. Einmal mussten wir unsere Fahrräder eine Treppe mit seitlicher Führungsrinne hinaufschieben und auf der anderen Seite auch wieder hinunter. Auf den schmalen Rad-und Wanderwegen waren zahlreiche Ausflügler unterwegs. Erst hinter Lübbenau wurde es dann wieder ruhiger.

Die "Pension und Wellness am Storchennest im Biosphärenreservat Spreewald" in  in Biebersdorf hatten wir uns als Etappenziel ausgesucht, weil sie einigermaßen nahe am Weg lag und verfügbar war. Wir wurden auch gleich mit voller Aufmerksamkeit bedacht und noch ehe wir unser Zimmer zu sehen bekamen, wurden wir einer Führung über das Gelände unterzogen, und bekamen Sauna, Innenschwimmbad, Außenschwimmbad, Rodelhügel, Kinderspielplätze und andere Attraktionen gezeigt. Das gipfelte in einer gegen unsere Bekundung völligen Desinteresses durchgeführte Vorstellung des Fernsehapparates in unserem Zimmer, auf dem vor allem drei Filme über das Haus und seine Errichtung zu sehen waren. Beiläufig erfuhren wir auch, dass die Benutzung des WLAN fünf Euro kosten würde und dass das Restaurant nebenan Ruhetag hätte, so dass man sich das Abendessen beim indischen Pizzaservice im nächsten Ort bestellen müsse. Dessen Prospekt lag im Zimmer bereit, aber es war nicht ganz leicht, eine Stelle zu finden, von der aus man telefonieren konnte, denn das Mobilfunknetz war schlecht. Dafür hieß unser Zimmer "Getreidestube" und war an den Wänden mit Dreschflegel, Sense, zwei Rechen, einem Reisigbesen und einigen schon etwas staubigen Getreidegarben dekoriert in die große künstliche Blumen, Plastikheuschrecken und anderer Tand eingearbeitet waren. Im Bad gab es ein gehäkeltes Häubchen für die Extra-Klorolle und der Klodeckel hatte einen wuscheligen Überzug. Wir kauften einige Flaschen Bier bei der Wirtin, ließen den indischen Pizzaservice kommen und gingen nach dem Essen bald zu Bett. Es gab nichts weiter zu tun und wir waren unerklärlich müde.