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4. August – Gailingen am Hochrhein – (Rheinfall) – Waldshut-Tiengen (60 km)

Es gab wohl nicht viele Gäste im Lotus Garden, jedenfalls haben wir beim Frühstück nur eine einzelne Frau gesehen und einen abgegessenen Familientisch. Die Semmeln waren sehr knusprig aufgebacken und die Bedienung der Kaffeemaschine war unübersichtlich, so dass es Friederike bei dem Wunsch, eine etwas größere Tasse zu füllen, fast erging, wie Goethes Zauberlehrling. Unsere Fahrräder parkten unter der Fluchttreppe und über diese verließen wir schließlich das Haus. Bezahlt hatten wir bereits am Vorabend.

Im Abwärtsschwung ging es dem Rhein zu. In Büsingen gab es Hefezopf als Proviant zu kaufen, dann ging es weiter nach Schaffhausen zum Spar. Auf dem kleinen Platz davor gab es einen blumengeschmückten Brunnen, aus dem Einheimische so selbstverständlich tranken, dass wir uns auch trauten und unsere Flaschen füllten. Ein anderer Radler, Typ Normalbürger mit einem Helm auf dem Kopf, auf den mein Wort von der "entstellenden Spaßbremse" in ganz besonderer Weise zutraf, umschlich den Brunnen und spähte offensichtlich nach einem Schild, das ihm die Wasserentnahme eindeutig genehmigen oder verbieten würde. Am Ende ließ er sich gehen und füllte seine leere Mineralwasserflasche. Auch dieser Tag versprach ja, sehr heiß zu werden. In Neuhausen ging es zunächst, einer nicht ganz verständlichen Wegweisung folgend, steil hinauf und dann wieder ebenso steil hinab zum Rheinfall, wo wir uns unter die zahlreichen Touristen aus aller Herren Ländern mischten, die Fotos und Selfies machten. Der Rummel zog sich eine ganze Weile am Ufer hin, samt Bootsfahrten und Bähnle und Krimskram, dann ging es wieder steil hinauf nach Beringen.

Fernab unten im engen Tal floss der Rhein dahin, wir mühten uns über die Höhen und waren froh, dass der Himmel sich für einige Zeit bedeckte, so dass es weniger heiß war. In der Ferne hörten wir von mehreren Seiten Gewittergrollen, aber von Unwetter blieben wir selbst glücklicher Weise verschont. Später wurde es dann auch wieder klar, sonnig und heiß, so dass wir uns in eine Flussaue oder einen Wald gewünscht hätten. Immerhin fanden wir bei Hallau eine Schattenbank zwischen Bäumen an einem fischreichen schmalen Bächlein, wo wir Brotzeit machen konnten.

In Lauchringen schließlich besorgten wir bei einem Edeka zwei große Flaschen Wasser, für den Fall, dass es am folgenden Sonntag weder Brunnen noch offene Läden geben sollte. Unser Wasserverbrauch an diesen ungewöhnlich heißen Tagen ist wirklich enorm. Es hat meist über dreißig Grad, die Wiesen sind braun, Mais und Gemüse vertrocknen auf den Feldern, wie anscheinend in ganz Deutschland ist das einer der trockensten Sommer seit je her. Die Bauern fordern Subventionen und die GRÜNEN eine Abkehr von der klimaschädlichen industriellen Landwirtschaft.

Zum Schluss ging es noch einmal kräftig aufwärts, dann hatten wir unser Tagesziel erreicht. Das Hotel, das wir über Booking.com gefunden hatten, war ein ziemlich großes Haus, das erst seit sehr kurzer Zeit von einem jungen Griechen geleitet wurde. Am Abend speisten wir im hauseigenen Lokal, leider nicht griechisch, sondern in mäßigem bayerischen Wirtshausstil, bis auf einen kleinen Teller mit den üblichen Vorspeisenpasten, Peperoni und Oliven, einen gebackenen Feta, den der Koch extra für Friederike bereitete und eine siruptriefende Nachspeise. Vor der Tür saß noch ein weiteres Paar, sonst waren keine Gäste im Lokal. Wir liefen noch die paar Meter bis zum großen Kreisverkehr, überzeugten uns, dass es in keiner Richtung einen sehenswerten Ort gab und gingen schon recht früh auf unser Zimmer.