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26. März 2016<br />Sciacca – Agrigento (82 km)

Zum Frühstück servierte der padrone hauseigene Orangenmarmelade auf mundgerechten Brotstückchen, kleine Streifen von Aniskuchen und fertig zerteilte Orangenstücke. Auf einem zweiten Teller, warm, Stücke von Focaccia mit Fisch, Käse, Tomaten,  Schinken und aromatischen Kräutern. Zum Schluss ein warmes Hörnchen, aus dem die selbstgemachte Pistazienfüllung nur so quoll. Alles sehr fein. Ein wirklich netter Übernachtungsort, nur das Internet war etwas langsam, das Wasser aus dem Hahn nicht trinkbar und - naja - die Treppenlage. Der zollten wir zum Abschied nochmal Tribut, indem wir Räder und Gepäck hinunter zur nächsten Straße trugen.

Dass der Tag anstrengend werden würde, hatten wir gewusst. Die Fahrt würde über 70 Kilometer lang sein und nicht ganz eben verlaufen. Teilweise würden wir die Hauptstraße benutzen. Es könnte ein kleinwenig regnen, aber der Wirt meinte, das Wetter würde bestimmt gut werden. Es kam alles noch ein wenig deftiger.

Wir fuhren zunächst im Ort noch etwas höher, bis zu einem Supermarkt, wo wir Wasser und Proviant kaufen konnten. Im Park davor spielten Männer Karten. Um die Spieltische standen zahlreiche Zuschauer, am Ende einer Partie wurde heftig debattiert. Als wir Sciacca verließen, war der Himmel einheitlich grau. Nach einer Weile begann es ganz leicht zu regnen. Als wir uns gerade auf einem Streckenstück befanden, wo es keinerlei Unterstand gab, verwandelte sich der Niesel in einen so heftigen Guss, dass wir völlig durchnässt wurden. Im nächsten Ort flohen wir in eine Bar und bestellten heißen Cappuccino und Friederike zog eine trockene Hose an. Zur Weiterfahrt freuten wir uns über unsere Fleecejacken und Handschuhe, denn wir waren etwas durchgefroren und es war so kühl geworden, dass man den Atem sah. Ringsum war dichter Nebel.

Die Straßen waren angenehm ruhig, auch auf der Hauptstraße herrschte nur sehr wenig Verkehr. Die Anstiege waren nur mäßig steil, so dass wir im ersten Teil der Etappe ganz gut vorankamen. Wir erreichten etwa 200 Höhenmeter über dem Meer und waren dabei wegen der dazwischen liegenden Abfahrten 344 Meter aufgestiegen. Dann ging es wieder abwärts bis fast auf Meereshöhe. Der zweite Anstieg wurde beschwelicher. Zwar ließ am Nachmittag der Regen nach, es zeigten sich blaue Stellen am Himmel, fast kam die Sonne durch, es wurde auch wieder wärmer, die Sicht wurde normal. Wir fuhren an großen Plantagen vorbei, wo die Orangen dicht an den Bäumen hingen. Aber der Weg zog sich, die Routenführung wurde unübersichtlich, eine beschilderte Radroute, der wir zeitweise gefolgt waren, machte mit der Zeit unnötige Windungen, der Verkehr nahm zu und wurde gegen Ende sehr dicht und lästig und mit jeder Steigung machte sich die Anstrengung etwas mehr bemerkbar. Langsam wurde auch klar, dass unsere Unterkunft nahe dem höchsten Punkt der Stadt lag. Da gab es Abschnitte, die waren so steil, dass wir sie nur schiebend bewältigen konnten. So umrundeten wir den Berg zur Hälfte, kauften unterwegs noch ein, um für den Ostersonntag auf jeden Fall versorgt zu sein, stiegen ein steiles letztes Stück hinauf und fuhren dann nochmal steil ab zum Hotel Antica Foresteria Katalana, wo uns ein stark erkälteter Mensch empfing. Das Zimmer ist das schlichteste, das wir auf dieser Reise hatten, aber wir waren froh, angekommen zu sein. Wir duschten, zogen frische Kleidung an und gingen in die Pizzeria nebenan zum Essen. Dann wieder ins Zimmer zurück und müde ins Bett.

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