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21. März 2016<br />Palermo – Monreale – Castellammare del Golfo (60 km)

Praktisch, wenn zwei Pasticcerie an gegenüberliegenden Straßenecken sind. Sie spornen sich gegenseitig zu Qualität und fairen Preisen an, man hat als Kunde die Wahl, und wenn eine geschlossen hat, wie an diesem Tag, geht man zum Frühstück einfach in die andere.

Es war warm genug für kurze Ärmel und die kurze Radlerhose, aber es blies ein kräftiger Südwind, der uns noch schwer zu schaffen machen sollte. Wir hatten uns entschlossen, nicht an der Küste entlang zu fahren, sondern nochmal hinauf nach Monreale und weiter über die Berge. Der Stadtverkehr war dichter und noch turbulenter, als am Vortag, dafür waren auf dem letzten Stück keine Ausflügler unterwegs und die Sehenswürdigkeiten in Monreale waren nicht überlaufen. Wir besichtigten zunächst, uns abwechselnd, die Kathedrale mit ihren wunderschönen goldenen Mosaiken und den farbigen Einlegearbeiten an Boden und Wänden, deren byzantinischer Stil uns sehr deutlich an Kirchen erinnerte, die wir im vergangenen Jahr in Moskau gesehen hatten. Dann besuchten wir noch den schönen Kreuzgang mit seinen zahlreichen unterschiedlich verzierten Säulen. Die sechs Euro Eintritt waren zwar etwas viel, aber wir betrachteten sie als Beitrag zum Gehalt des Mannes, der akribisch mit Zahnbürsten und anderen kleinen Werkzeugen an der Reinigung der Säulen arbeitete, und überhaupt als Obolus für die Erhaltung der Kunstwerke.

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Auf dem Platz wehte der Sturm so kräftig, dass unsere schwer beladenen Fahrräder mehrmals umfielen. Wir gönnten uns noch einen Cappuccino und fuhren dann weiter bergan. In einigen Kehren sahen wir noch mehrmals hinunter nach Palermo.

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Der Aufstieg bis auf 664 Meter über dem Meer wäre als erste größere Tour dieser Reise auch so schon recht anspruchsvoll gewesen, aber der böige Sturm machte die Tagesetappe wirklich anstrengend. Zeitweise mussten wir pausieren, weil wir uns vor Wind kaum mehr auf den Rädern halten konnten. Die lange Abfahrt war natürlich angenehm, aber auch da gab es oft Gegenwind und auf dem letzten Stück ging es auch noch ein paarmal bergauf, so dass wir im Laufe des Tages brutto 920 Höhenmeter zu klettern hatten. Das Meer lag vor uns im Dunst, der schließlich so stark wurde, dass die Spätnachmittagssonne nur noch als milchige Scheibe zu erkennen war.

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Zum Schluss in Castellammare führte der Weg nochmal ein kurzes Stück steil bergan und nicht ohne Grund hieß das Gästehaus schließlich Alle Scale nach der Treppe, an der es liegt und über die wir am Ende unsere Fahrräder hinauftragen mussten.

Die Signora empfing uns sehr nett und als wir uns nach einem Restaurant erkundigten, schlug sie, da nichts geöffnet hatte, vor, uns stattdessen selbst zu bekochen. Friederike bekam Nudeln mit Thunfisch und Knoblauch, für mich gab es polpette, also sizilianische Fleischpflanzl, und eine tomatige Sauce zu den Nudeln. Dazu selbstgebackenes Brot von der Tochter und eine schwachsinnige Fernseh-Gewinn-Show, der die Hausherrin enthusiastisch folgte. Am Ende bekamen wir noch Kaffee und süßes Gebäck mit einer Füllung aus Feigen, Nüssen, Schoko und Kaffee. Alles schmeckte sehr fein und nach etwas behutsamem Feilschen stimmte auch für beide Seiten der Preis. Wir waren gesättigt und müde und stiegen zurück in unser sturmumtostes Zimmer im obersten Stockwerk.

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