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Das Campanile Hotel in Warschau liegt direkt an den Gleisen zum Zentralbahnhof und bei einer großen Straßenkreuzung. Deshalb hielten wir in der Nacht das Fenster geschlossen. Wir hätten dazu die künstliche Belüftung anschalten sollen, denn so wurde es etwas zu warm. Sonst war das Zimmer zwar klein, aber völlig in Ordnung. Das reichhaltige Frühstücksbuffett gab es im angenehmen, modern eingerichteten Restaurant. Mit Einlasskontrolle.

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Wir wanderten zwischen Hochhäusern,  Plattenbauten und Ruinengrundstücken zum Grzybowski-Platz und von dort in ebensolcher Stadtlandschaft durch das Gebiet des ehemaligen Ghettos zum Museum des Warschauer Aufstands. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, als heutiger Deutscher durch diese Ausstellung zu gehen, in der in drastischen Zeitdokumenten die Gräueltaten der eigenen Vorfahren im  besetzten Warschau dargestellt werden. Wir schämen uns, sind zugleich froh, dass weniger als ein Menschenalter später Normalität zwischen den Völkern eingetreten ist und hoffen, dass das so bleibt. Im Café DoWoli, wo wir auf dem weiteren Weg Halt machten, hörten wir zum Cappuccino ein Lied der französischen Sängerin Zaz.

Nächste Station waren die Mirów Markthallen, ein bemerkenswert ruhiger Ort, ohne das Geschrei südländischer Märkte, mit zum Teil winzigen Läden, Frisiersalons, Nähereien und anderen Angeboten.

Unser weiterer Weg führte uns zum Gelände des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers, dessen Gedenkstätte derzeit allerdings eine Baustelle ist. Nächste Station war das Denkmal der Ghettohelden, vor dem Willy Brandt am 7. Dezember 1970 den berühmten Kniefall tat. Ein wenig entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des jüdischen Museums, erinnert eine Bronzetafel an diesen einzigartigen großen Moment bundesrepublikanischer Geschichte.

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Wir besuchten noch den "Umschlagplatz" von wo aus 300.000 Juden in die Vernichtungslager gebracht worden waren und machten uns dann gedankenvoll auf den Weg zurück ins Hotel.

Da es zu regnen begonnen hatte, wollten wir mit der Straßenbahn fahren. Die Linie war mit Hilfe von OpenStreetMap schnell gefunden. Einen Fahrkartenautomaten gab es an der Haltestelle leider nicht, aber der Zug der Linie 1, der dann kam, war von der modernen Sorte, die einen Automaten an Bord hat und so gelangten wir schnell und trocken zum Hotel.

Zum Abendessen liefen wir nochmal ein ganzes Stück bis zu U Swejka. Dort war es laut, zünftig, deftig und mehr als reichlich für zu zweit um nicht einmal 20€. Am Geschmack, meint Friederike, könnte noch etwas gearbeitet werden. Ich war zufrieden.

Die Stadt ist großzügig angelegt, mit breiten Boulevards und riesigen Plätzen, und so sind unsere Fußwege lang. In einer der Buden nahe beim Hotel holten wir uns noch zwei Flaschen Bier und gingen aufs Zimmer, um unsere müden Beine auszustrecken.

Die Nacht im Zug war ruhig und so angenehm, wie eine Schlafwagenfahrt nur sein kann. Die Temperaturschwankungen störten ein Wenig. Bisweilen wurde rangiert, eine Zeit lang stand der Wagen irgendwo herum.

Gegen halb Sieben wachten wir auf und machten uns abwechselnd an dem winzigen Waschbecken frisch. Zu zweit kann man sich auf dem engen Raum des Abteils nicht bewegen. Einer muss immer auf dem Bett sitzen und warten, bis der andere fertig ist. Später kam der beflissene Schaffner und brachte Kaffee, sowie die Botschaft, dass wir vierzig Minuten Verspätung hätten. Das hatten wir nach einem Blick aufs GPS auch schon geahnt. Wir verspeisten etwas von unserem Proviant und die Frühstückshörnchen, die wir im Spiegelschrank gefunden hatten und schauten hinaus in die üppig grüne, fast völlig ebene und oft sumpfige Landschaft. Auch hier schien es schon länger ergiebig geregnet zu haben. Der sandige Boden war oft aufgeweicht, auf Feldern und Wiesen stand Wasser.

Wir kamen in Warschaus hochmodernem Zentralbahnhof an und versuchten erst einmal an verschiedenen Informationsschaltern den für die Weiterfahrt gebuchten Zug zu verifizieren. Er steht nicht auf den Abfahrtstafeln, aber es scheint ihn zu geben. Dann machten wir uns auf den Weg zum Hotel. Dort konnten wir unser Gepäck abstellen, dann starteten wir zu einem ersten Rundgang.

In der Umgebung des Zentralbahnhofs stehen hohe Wolkenkratzer und moderne Glaspaläste unmittelbar angrenzend an weite Ruinengrundstücke und heruntergekommene Altbauten. Anders in der Gegend des Schlosses, wo nach dem Krieg fast alle Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut worden waren, so dass sich das Bild einer historischen Stadt bietet. Wir folgten einem Rundgang aus dem Reiseführer und sahen hübsche Gassen, Plätze, die Stadtmauer, ein paar Kirchen und einige Aussichtspunkte. Außerdem, wie zu erwarten, zahlreiche Touristen, Souvenirläden, einige Pferdekutschen und ein Touristenbähnle. In einem Straßencafe machten wir Pause.

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Von den interessanten modernen Dachgärten der Universitätsbibliothek und des Kopernikus-Zentrums hatten wir einen weiten Rundblick über die Stadt. Dann setzten wir uns eine Weile auf die Steintreppen am Ufer der Weichsel und sahen den Ausflugsbooten und den bunten Zügen auf der Eisenbahnbrücke zu.

Auf unserem weiteren Weg passierten wir das Chopin-Museum und gelangten dann zum Militärmuseum, dessen Außenanlagen noch geöffnet waren. Wir gingen hinein und staunten über im Freien aufgestelltes Kriegsgerät aller Art. Kleine Propellerflugzeuge, Strahlgetriebene Jagdflugzeuge und Bomber, Panzer, Flakgeschütze, Schiffskanonen, mobile Raketenabschussrampen und allerlei schwere Munition. Die Leute spazierten herum und machten vor den Flugzeugen und Panzern Selfies von sich und den Kindern. Nationen, die keinen Angriffskrieg geführt und verloren haben, scheinen da recht unbefangen zu sein.

Über das Regierungssviertel liefen wir dann zum Hotel, checkten ein, packten aus, streckten ein wenig die Beine aus und gingen dann im Abenddämmerlicht in der Nähe zum Essen.

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Das Grand Kredenz konnte die Erwartungen nicht ganz erfüllen, die TripAdvisor und unser Müller-Reiseführer geweckt hatten, aber wir wurden satt und gingen dann zurück ins Hotel. Nach der nächtlichen Zugfahrt und dem ganzen Tag unterwegs waren wir doch recht müde.

Erst am Nachmittag abzureisen ist recht angenehm, weil man dann in aller Ruhe die letzten Vorbereitungen treffen kann.

Der Start brachte schon einen Hauch von Abenteuer, weil eine S-Bahn ausfiel und wir zudem während des Wartens am Ottobrunner Bahnhof herausfanden, dass der Railjet nach Wien eine Viertelstunde eher abfährt, als auf unserem Reiseplan verzeichnet. Aber wir hatten wie immer großzügig geplant und waren beizeiten am Hauptbahnhof. Der Grund für die Fahrplanänderung war wohl eine Sperrung der Strecke zum Ostbahnhof und so rollten wir recht gemächlich über Moosach und den Nordring nach Trudering, wo wir die normale Strecke nach Salzburg erreichten. Ab dem Chiemgau regnete es draußen gleichmäßig, Wiesen standen unter Wasser. Der Zug war angenehm leer. Bis Salzburg hatten wir auch die umwegbedingte Verspätung aufgeholt.

Der österreichische Railjet erwies sich wieder einmal als sehr gepflegtes Reisemittel. Ab der Grenze gab es WLAN mit ausgezeichneter Internetanbindung, später durchaus schmackhaftes Essen im Bordrestaurant, dazu ein Ottakringer Helles und so gelangten wir auf angenehme Weise nach Wien.

Dort stand dann einen Bahnsteig weiter schon der polnische Nachtzug bereit, der uns nach Warschau bringen sollte. Der dienstergraute Schlafwagenschaffner wies uns mit leiser Stimme ein und wir bezogen unser winziges aber sehr komfortables Zweibettabteil. Bis wir uns umgetan und eingerichtet hatten, fuhr der Zug dann auch schon los.

Unser letztes Frühstück nahmen wir nach kurzem Suche nochmal in dem gleichen Lokal im Univiertel ein. Die Bedienung war diesmal etwas schleppend, so dass wir am Ende etwas knapp an Zeit waren. Diejenigen, die noch nicht gepackt hatten, mussten das nun in aller Eile tun, aber alles hat funktioniert und wir waren vollkommen rechtzeitig am Bahnhof und hatten noch reichlich Zeit, weiteren Proviant einzukaufen.

Bukarest: Proviantkauf
Es ist etwas ungewöhnlich, bereits am Mittag ein Schlafwagenabteil mit aufgeschlagenen Betten zu beziehen. Wir hatten jeweils drei Betten übereinander, so dass es keine wirklich brauchbare Sitzgelegenheit gab. Folglich dauerte es auch nicht sehr lange, bis sich die meisten von uns im Speisewagen einfanden, wo es Bier zu trinken gab und von wo aus wir bequem nach allen Seiten hinausschauen und fotografieren konnten.

Rumänien: Kinder am BahngleisAuffallend waren die ärmlichen Lebensverhältnisse auf dem Land. Wir sahen viele windschief gebaute oder verfallende Häuser und Hütten, zahlreiche Pferdefuhrwerke, Lager von fahrendem Volk und wie auf unserer ganzen Reise immer wieder kleine Herden von Ziegen, Schafen und Rindern, die von Menschen gehütet wurden. Bei uns wäre eine so personalintensive Tierhaltung nicht denkbar. Auch hier sahen wir oft einzelne Menschen, die allein auf großen Äckern Feldarbeit mit der Hand verrichteten. Besonders auffallend waren die zahlreichen Pferdefuhrwerke.

Rumänien: PferdefuhrwerkZur Nacht legten wir uns in die ausreichend bequemen Betten unserer Anteile und ließen uns von den meist schlechten Schienen in Schlaf rütteln und wiegen. Am Morgen konnten wir uns an den kleinen Waschbecken in jedem Abteil frisch machen und bekamen ein eher charmantes als befriedigendes Frühstückspäckchen aus Keksen, einem Marmeladenäpflein, einem Fläschchen schalen Mineralwassers, einer kleinen Flasche süßen Eistees und den Zutaten für einen nicht weiter erwähnenswerten Pulverkaffee - wenn man sich das heiße Wasser dazu an der Bar holen mochte.

Immerhin langten wir so pünktlich in Wien an, dass wir bequem in den komfortablen österreichischen RailJet wechseln konnten, der uns nach München bringen sollte. Hier gab es - bis auf eine mitreisende Schulklasse mit schriller Lehrerin - allen wünschbaren Komfort, einschließlich W-Lan, Internet und Pünktlichkeit. Die drei letzteren endeten allerdings nach der deutschen Grenze und so kamen wir mit reichlich Verspätung in München an. Insgesamt hatte mein GPS-Logger auf dieser Reise zu Fuß, mit Schiffen, Bussen, Taxis und Bahn 4917 km Wegstrecke gemessen.

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Nachdem sich alle etwas ausgeruht und erfrischt hatten, fuhren wir in die Gegend der Universität und fanden dort ein sehr nettes Café mit gutem Frühstück. Nur schwer konnten wir uns wieder von den bequemen Stühlen lösen, um einen Rundgang durch die Stadt zu unternehmen. Wir liefen eine Weile durch einen Park, wo im See die Frösche quakten und wanderten dann weiter zu dem riesigen Parlamentsgebäude. Ich hatte keine Lust auf Besichtigung und ruhte mich auf einem Stuhl im Foyer aus, während alle anderen eine Führung mitmachten. Sie waren sehr beeindruckt vom sozialistischen Pomp.

Bukarest: ParlamentsgebäudeDanach sahen wir uns noch etwas in der Stadt um. Sie ist erkennbar in einer Phase der Gigantomanie angelegt, mit riesigen Gebäuden, breiten Boulevards und riesigen Plätzen, nicht gebaut, als sollten sich Menschen als Passanten auf ihnen bewegen, sondern einzig zur Demonstration von Macht und nationaler Größe. Auf den Dächern der Gebäude riesige Leuchtreklamen, vorwiegend für aktuelle westliche Produkte und Firmen. Wir besuchten ein großes Einkaufszentrum mit Markenläden aller Art. Dabei gibt es sowohl  internationale Labels, wie etwa H&M, als auch nationale Adaptionen der entsprechenden Stilrichtungen.

Bulevardul UniriiDas Stadtbild lässt den Versuch einer schrittweisen Transformation zur geordneten modernen Stadt westlichen Stils erkennen. Es gibt noch viele heruntergekommene Gebäude, Straßen und Quartiere, aber vieles ist schon erneuert oder neu errichtet.

Wir trafen uns alle zum Abendessen wieder in der großen Gruppe, also zu zehnt, in dem netten Lokal, wo wir schon gefrühstückt hatten und waren auch da sehr zufrieden. Danach fuhr ein Teil von uns mit dem Taxi zurück ins Hotel, wir anderen besuchten noch eine nette Bar in einer historischen Galeria. Wie bereits in der Türkei hatten auch hier fast alle Lokale W-Lan, so dass wir bequem E-Mail abrufen, recherchieren und Fotos unseres Beisammenseins auf Facebook posten konnten.

GaleriaAls wir zum Hotel zurück gingen, war es schon recht spät und die Straßen hatten sich geleert. Wir liefen zu fuß und hatten auch jetzt, in der Nacht, das Gefühl, in einer geordneten, sicheren Stadt zu sein. Vereinzelt sahen wir kleine Rudel streunender Hunde, an einigen geschützten Stellen schliefen Obdachlose. Deutlich erkennbar war die Präsenz von Polizei, deren Autos überall an den Straßenecken standen.

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Unser letzter Tag in Istanbul. Wir teilten uns in mehrere Gruppen, je nachdem welche besonderen Wünsche und Interessen noch offen geblieben waren. Friederike wollte noch ins Museum der Unschuld von Orhan Pamuk. Anna ging mit, Sarah und ich spazierten indessen eine Stunde lang durch Beyoglu und entdeckten interessante Ecken.

Graffiti in BeyogluAm frühen Nachmittag trafen wir uns im Hotel, wo wir unser Gepäck schon bereitgestellt hatten. Mit der Straßenbahn und einem kleinen Fußmarsch gelangten wir zu einem Terminal, wo allerlei Busse in Richtung Balkan verkehrten. Eine nicht unbedingt anheimelnde Ecke mit rauem Ton und vierschrötigen Gestalten.  Unsere Buscrew bestand aus einer Frau von derben Umgangsformen, zwei Fahrern, zwei Ungeschlachten, die unter anderem für die Zollverhandlungen an den verschiedenen Grenzen zuständig waren und einem weiteren nicht sehr vertrauenerweckenden Mann.

Balkan-BusterminalHinter dem Fahrersitz steckte ein Baseball-Schläger, eine Stufe am Einstieg war locker und bildete ein gutes Versteck, wie wir später noch sehen sollten, der Bauch des Busses füllte sich nach und nach mit sorgfältig in Plastikfolie verpackten und gründlich mit Tape verklebten Paketen und irgenwie kam es uns vor, als wären wir wenigen Touristen nur die Tarnung für ganz andere internationale Transporte, die da stattfinden sollten. Schließlich galt es, zwei Grenzen zu überwinden.

Bus nach BukarestNach einigen hundert Metern schleppender Fahrt hielt der Bus nochmal eine Weile am Straßenrand, bis jemand kam, der Lahmacun für alle Besatzungsmitglieder brachte. Dann ging es weiter durch den abendlichen Stoßverkehr. Nach einigen Staukilometern nochmal Pause am Rande einer Ausfallstraße. Wir hielten hinter einigen Pkw, die am Straßenrand warteten. Aus ihnen wurden zahlreiche Pakete herbeigetragen, die sich zu den vielen Kartons gesellten, die schon zusammen mit unseren Rucksäcken im Bauch des Busses ruhten. Wir waren schon gespannt auf den Zoll.

Istanbul wollte kein Ende nehmen. Hochhaussiedlung reihte sich an Hochhaussiedlung, bis wir endlich das offene Land erreichten und Edirne zu fuhren. Wir umrundeten die Stadt und gelangten zur türkisch-bulgarischen Grenze. Die erstaunlich unsouveräne Demonstration staatlicher Souveränität an solchen Landesgrenzen ist immer wieder dumm und nervtötend. Der türkische Grenzer vollführte eine Oper, weil ich einen kleinen Zettel mit einem unleserlichen Stempel nicht gleich vorweisen konnte, den wir bei der Einreise erhalten hatten. Als ich ihn dann in meinem Geldbeutel gefunden hatte, war er nicht mehr nötig. So bleibt meine Ausreise aus der Türkei auf ewig unbestätigt. Die Mitreisenden können jetzt hingegen zufrieden einen Zettel mit zwei Stempeln archivieren oder wegwerfen.

Es gab auch  noch eine Zollkontrolle, die uns eher wie eine abgekartete Farce erschien. Sie dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aus der losen Treppenstufe tauchten Zigarettenstangen auf, die an Zöllner ausgehändigt wurden. Auch zehn Dollar musste einer der Reisenden entrichten. Danach holperte der  Bus auf engen Straßen durch die Nacht auf Bukarest zu, machte dabei allerdings einige Umwege, wobei viel telefoniert wurde. Dabei leerte sich dann auch der Bauch des Busses von den zahlreichen gut verklebten Paketen, die an abgelegen Orten in kleinere Fahrzeuge umgeladen wurden.

So langten wir im Morgengrauen in Bukarest an. Der Bus hielt an einem Depot der Busgesellschaft. Die Busleute besorgten uns drei Taxis und wehrten andere Fahrer ab, die uns angesprochen hatten. Wir fuhren für einen Spottpreis zum Ibis-Hotel, wo wir eigentlich schon für die zurückliegende Nacht reserviert hatten, und ruhten uns erstmal von der schlafarmen Busfahrt aus.

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Einige Mitreisende hatte der Infekt noch fest im Griff. So traf sich beim Hotelfrühstück nur ein kleiner Kreis und wir starteten schließlich nur zu viert in Richtung Prinzeninsel. Die Sicht vom Schiff aus war eher diesig, dennoch war es interessant, die Skyline von Istanbul nochmal aus dieser Perspektive vor sich zu haben.

Istanbul SkylineDesweiteren unterhielten uns ein Orangensaft-Verkäufer, der später noch ein handliches Zitrusfrüchte-Entsaftungsgerät propagierte, sowie ein wenig einladend bellender Teeverkäufer. Wir fuhren bis zur größten der Inseln, Büyükada, und fanden uns, wohl auch wegen des Nationalfeiertags, inmitten eines ungeheuren Ausflugstrubels. Gruppen von Jugendlichen, Radfahrer und dazwischen zweispännige Pferdekutschen in irrem Trab, die sich durch lautes Klingeln und Hupen Platz verschafften. Wir schwammen eine Weile mit im Strom und setzten uns dann seitlich steil bergauf zwischen Villen hindurch von der Menge ab. Schon war es ruhig. Auf einem Rundweg, wo nur wenige Leute unterwegs waren, umrundeten wir die Insel und hatten immer wieder schöne Ausblicke auf die Insel und auf das Meer mit der Wolkenkratzerlandschaft des asiatischen Ufers. Ganz oben fanden wir die Ruine eines großen hölzernen Gebäudes und die Mauerreste eines anderen Bauwerks. Dazwischen einige Schafe, ein paar Hunde und etliche magere Pferde, vielleicht Kutschgäule auf Gnadenbrot. Gelegentlich saßen oder lagerten Paare am Wegrand und auf Wiesen oder im lichten Wald hatten sich Gruppen zum Picknick niedergelassen.

Ausflügler auf der PrinzeninselWir stiegen langsam wieder ab und landeten in einem Menschengewühl, das sich zu den Anlegestellen hin zunehmend verdichtete. Als sich dort auch noch eine Fähre entlud, wurde das Gedränge so groß, dass Menschen in Panik gerieten. Wir schlugen uns zu einem Teeladen durch, wo wir eine Weile sitzen und uns ausruhen konnten, bis wir uns selbst zu einem Schiff für die Rückfahrt aufmachten. Die war ganz nett, diesmal im windgeschützten Deck. Auch hier viele Nationalfeiertags-Ausflügler, aber kein Gedränge. An Land große Landesfahnen an vielen Gebäuden, sogar ausgespannt zwischen Hochhaustürmen.

Zum Abendessen waren wir zu zehnt. Die andere Gruppe wollte mit Müca in ein etwas entfernteres Restaurant. Das war unseren Rekonvaleszenten zu aufwändig und wir fuhren nur schnell mit der neuen Metro hinüber nach Asien und aßen dort in einem Restaurant, wo wir vom obersten Stockwerk eines Gebäudes einen schönen Ausblick hatten. Von zwei nahe gelegenen Minaretten gaben die Muezzine ein nicht immer ganz harmonisches Duett.

Istanbul bei NachtAls Nachtisch besorgten wir uns an der Straße noch Süßigkeiten, dann fuhren wir mit dem Schiff wieder zurück und genossen das nächtliche Panorama. Danach reichte es gerade noch für ein Dosenbier in kleiner Zimmerrunde, dann war auch dieser Urlaubstag vorüber.

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Das Frühstück im Flower Palace Hotel gab es noch immer im Keller, wie im vergangenen Jahr, allerdings war der Raum nun doppelt so groß und rosa gestrichen.

Wir machten uns am Vormittag in kleiner Gruppe auf zur Chora Kirche, die wir bei unserem letzten Aufenthalt geschlossen vorgefunden hatten. Dieses Mal konnten wir sie besichtigen und die alten Wandbilder sehen. Dann Pause im Teehaus gegenüber und anschließend machten wir uns auf den Weg zu Süleymaniye Moschee. Von dort wieder zurück nach Eminönü. Das war insgesamt ein langer Spaziergang, überwiegend durch Gassen und Straßen völlig abseits der Touristenströme, auf dem wir auch etwas von den Unterschiden zwischen den einzelnen Stadtteilen erkennen konnten. Wir sahen eine große Schule, an der viele verschleierte Mütter ihre Kinder abholten, alle Arten von Geschäften, Souterrain-Werkstätten für Dieses und Jenes, Straßenhändler, Lastenträger, die Männer, die hier in riesigen Handkarren Altpapier und -Kunststoffe sammeln, Turbanträger in traditionellen weiten Hosen, Metzgereien, in denen kopfunter die geschlachteten Schafe hingen, auf einer nahen Grünfläche zwei weidende Artgenossen, verfallende, renovierte und neue Häuser und Vieles andere mehr.

Metzgerei in IstanbulAm Spätnachmittag fuhren wir hinüber und hinauf zum Taksim-Platz, wo in Erwartung des Nationalfeiertags riesige rote Fahnen mit Stern und Halbmond von den Häusern hingen. Wir saßen eine Weile am Rand des Gezi-Parks und liefen die lange Einkaufsstraße wieder zurück, wobei sich die Gruppe je nach Kaufinteressen langsam aufteilte.

Trambahn nahe dem Taksim-PlatzAm Abend fuhren wir gemeinsam nochmal in eine Gegend, wo wir nachmittags besonders viele Lokale gesehen hatten. Dieses Mal war es besonders schwierig, auch etwas für die Vegetarier zu finden, die etwa die Hälfte der Gruppe ausmachten, aber schließlich wurden alle zufriedengestellt und gut gesättigt. Allerdings grassierte in unserer Gruppe seit längerem ein Eingeweide-Infekt, der den Appetit und die Genussfähigkeit der jeweils Betroffenen stark eingeschränkt. Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Taxi zurück zum Hotel, wir anderen liefen und fanden die tagsüber quicklebendigen Straßen nunmehr völlig leer und verwaist vor. An den Geschäften und Werkstätten waren die stählernen Rollläden geschlossen, ein paar streunende Hunde durchsuchten den liegegebliebenen Tagesmüll und nur ganz vereinzelt begegneten uns jetzt, um zehn Uhr abends, noch vereinzelte Passanten.

Mehr und auch recht lautes Leben herrschte noch im Touristenviertel rund ums Hotel und wer noch nicht zu Bett musste oder wollte, ging noch mit auf einen Abendtrunk in eines der Lokale.

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Das Hotel dieser Nacht war das komfortabelste dieser Reise. Gute Betten, einwandfrei funktionierende Dusche, üppiges Frühstücksbuffet - und natürlich die überlebensgroßen amerikanischen Filmszenen überall an den Wänden und die konsequente Umsetzung des schwarz-weiss-dunkelroten Farbkonzepts.

Aber wir mussten weiter. Mit der Metro zum Busbahnhof und dann wieder auf breiten Straßen über Land. Etwa 250 km vor Istanbul wurde es grün. Die Bäume, die bislang noch ziemlich winterkahl gewesen waren. trugen hier bereits recht kräftig entwickeltes Frühlingslaub. Waren die Bergflanken bisher meist braun und kahl gewesen, so waren sie jetzt üppig bewaldet.

Viel mehr ist über diese Busfahrt nicht zu sagen. Wir machten Pause auf einer dieser großen Raststationen, wo es verschiedene Geschäfte und Lokale gibt, diesmal auch verschiedene Textil-Outlets und einen Burger King. Die Straßen wurden mehr und breiter, der Verkehr dichter. Istanbul ist vor allem auf seiner asiatischen Seite, von der wir uns näherten, riesengroß. Es gibt viele neue Hochhaussiedlungen, die oft sehr hübsch anzusehen sind, aber so verstreut liegen, dass eine künftige Erschließung mit Bahnen von vorne herein ausgeschlossen ist. Je näher wir der Stadt kamen, umso gigantischer wurden die Türme, viele davon architektonisch sehr interessant und ansprechend. Wir standen eine Weile im Stau, schlichen im zäh fließenden Verkehr, wogegen auch die aggressiven Spurwechsel des zweiten Chauffeurs nichts nützten, der an der Raststätte aus einer Schlafkoje unten im Bus hervorgekrochen war. Schließlich langten wir in der Busstation Harem an und hatten direkten Anschluss an eine Fähre, die uns zur europäischen Seite übersetzte.

Istanbul: Park unter dem Topkapi-SerailDer Weg zum Hotel war noch vom vergangenen Jahr bekannt und so hatten wir es schnell gefunden. Dann gingen wir zur Blauen Moschee, um dort die Gruppe zu treffen,.mit der wir verabredet waren. Leider hatten wir eine falsche Angabe erhalten, denn der eigentlich gemeinte Treffpunkt war die Neue Moschee. In deren Nähe trafen wir uns dann auch in einem riesengroßen, etwas teureren Lokal zu einem guten Abendessen. Für den weiteren Abend erwies sich die nun doch sehr große Gruppe als zu langsam und uneinheitlich und wir machten uns im kleinen Kreis auf zum Galata-Turm, wo wir auf dem belebten Platz eine Weile vor einer Bar saßen. Im Hotel wurden wir dann noch von drei Musikern unterhalten, die vor dem gegenüber liegenden Lokal mit Spiel und Gesang zwei Touristinnen bespaßten, die dazu hocherfreut klatschten. Wir machten das Fenster zu und suchten Schlaf.

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Nach drei Übernachtungen in Ürgüp ging es nun weiter nach Ankara. Der komfortable Reisebus brachte uns erst mit nur wenigen Reisenden an den futuristischen Busbahnhof in freier Landschaft bei Nevsehir, wo sich dann die Plätze füllten. Das Wetter war kühl, aber sonnig und ziemlich klar, so dass wir die schneebedeckten Gipfel der Vulkane sehen konnten.

Busbahnhof bei NevsehirEntlang der Schnellstraße nach Acsaray fielen die zahlreichen verlorenen Laufflächen von Lkw-Reifen auf. Eine alle hundert Meter, dazu ganze Pkw-Reifen, sogar mit Felge. Guten 220km vor Ankara wurde der Einfluss westlicher Kultur und Bauweise immer deutlicher. Bei Acsaray das erste McDonalds-Lokal.

Wir passierten den riesigen Salzsee Tuz Golu. Machten Pause an einer der üblichen Raststätten. Verstreute Industrieansiedlungen, große Reklametafeln entlang der breiter werdenden Straße und zunehmender Verkehr kündigten die Nähe Ankaras an, noch ehe die Skyline sichtbar wurde. In Ankara dann ein riesiger Busbahnhof mit drei Etagen übereinander. Der Weg zur Metro gar nicht leicht zu finden. Schließlich waren es nur fünf Stationen zum Hotel. Dort herrschte endgültig metropolitanes Flair. Die Zimmer modern ausgestattet und gestaltet. Am Kopfende der Betten gab es Tapeten mit dem Großbild von Marilyn Monroe.

Hotelzimmer in AnkaraWir legten kurz unsere Gepäck ab und trafen uns dann wieder zu einem Stadtrundgang. Die Umgebung des Hotels ist modern, mit hohen Häusern und viel befahrenen breiten Straßen. Wir umrundeten den Bahnhof, sahen uns im Genclik-Park um, schauten uns das Atatürk-Denkmal an und stiegen über zahlreiche Treppenstufen hinauf in die Gegend der Zitadelle.

Was wir dort vorhanden, stand in starkem Kontrast zu dem Bild einer modernen, stark westlich geprägten Großstadt, das sich uns bis dahin geboten hatte. Die engen Gassen rund um die Burg bestehen aus alten Häusern in schlechtem Zustand, die uns eher an unsere Tage im fernen Osten des Landes erinnerten. Wir irrten eine Weile herum, bis wir zur eigentlichen Zitadelle kamen, von wo aus sich schöne Ausblicke nach allen Seiten boten. Die Mauern waren frisch renoviert und sind so breit, dass man auf ihnen gut herumlaufen und über die Stadt schauen kann.

Ankara: Blick von der ZitadelleAls wir uns sattgesehen hatten, stiegen wir nach Süden zu wieder ab und kamen durch eine Gegend, wo die Häuser schon saniert oder ersetzt waren und wo erkennbar Gentrifizierung eingesetzt hatte. Mit zwei Taxis fuhren wir wieder zum Hotel und aßen in einem Schnellrestaurant in der Nähe gut und überraschend preiswert zu Abend. Danach beschlossen wir den Tag bei  einem Bier in der Lobby des Hotels.

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