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An diesem letzten Tag der Reise mussten wir uns beim Frühstück beeilen, denn um 9:30 Uhr sollte der Bus in Richtung Heimat abfahren. Wir holten unsere Räder aus der Tiefgarage und da stand er schon, diesmal kein mittelgroßes Fahrzeug mit Anhänger, sondern ein Kleinbus, in dem vorne der Fahrer und die insgesamt sechs Fahrgäste sitzen konnten und wo hinter den Sitzbänken gut Platz für die Räder und alles Gepäck war. Alles wurde gut verstaut und dann ging es los, bis zum Brenner meist in der Nähe unserer Fahrradroute, so dass wir vielerorts die Wege nochmal sehen konnten, die wir zurückgelegt hatten.

Zeitweise ging es auch für uns etwas zäh dahin, aber vor allem in Gegenrichtung waren von Italien bis vor München oft riesige Staus. Wir hatten verabredet, dass wir nicht mit bis zum ZOB an der Hackerbrücke fahren müssten, sondern schon in Hofolding aussteigen konnten. Der Bus verließ kurz die Autobahn, wir stiegen aus und konnten das letzte Stück bei bestem Wetter bis nach Hause radeln.

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1430 km weit waren wir in diesen 21 Tagen insgesamt geradelt.

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Das Frühstück war eher unbefriedigend. Der Kaffee kam wieder einmal aus einem der Pulverkaffee-Automaten, wie wir sie auch schon in Moskau angetroffen hatten und schmeckte entsprechend, die gereichten Backwaren erinnerten in Geschmack und Konsistenz eher an Pappe. Das hier länger residierende Ferienvolk lässt sich anscheinend allerhand gefallen.

Wir reisten ab, deckten uns noch im Supermarkt um die Ecke mit Proviant ein und machten uns auf den nun schon wohlbekannten Weg in Richtung Chioggia. Auf den Straßen war allerhand los und auch die Straßenmeisterei und die Feuerwehr waren unterwegs, um Sturmschäden zu beseitigen. Bäume, Plakate und Verkehrsschilder waren in Mitleidenschaft gezogen.

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Vor Erreichen des eigentlichen Ortes Chioggia bogen wir entlang dem Flusslauf der Brenta westwärts ab und folgten dann auf einer mäßig zuverlässig beschilderten Fahrradroute dem Lauf des Bacchiglione. Hier war es angenehm ruhig.

Mit kurzen Abschnitten auf stärker befahrenen Straßen ging es so weiter, meist auf den Dämmen des Bacchiglione entlang. Selten kam Gegenverkehr.

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In den Randbezirken von Padova wurde das Angebot von Radwegen ziemlich abwechslungsreich. Mal war ein Schutzstreifen wechselnder Breite von der Fahrbahn abmarkiert,

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mal gab es breite gepflasterte Radwege, die unvermittelt endeten.

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Dann ging es wieder ganz ruhig an einem Kanal entlang.

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Schließlich waren wir mitten in Padova, an dem schönen Platz Prato della Valle.

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Da suchten wir uns eine Bank, ruhten eine Weile aus und fuhren dann weiter durch die Stadt bis zum Bahnhof.

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Die Zugfahrt nach Verona wurde das übliche Abenteuer. Der von Venedig kommende Zug schien recht gefragt zu sein, jedenfalls warteten mit uns noch recht viele andere Reisende und auch einige Radler. Und wie immer wusste niemand, ob der Zug ein Fahrradabteil führt, und an welchem Ende das gegebenenfalls ist. Wir hatten uns auf gut Glück für das vordere Zugende entschieden, sahen dort bei der Einfahrt des Zuges kein Fahrradsymbol, liefen also nach hinten, sahen dort auch keines, bekamen von einem Schaffner die Auskunft, es sei doch vorne, radelten also, klingelnd und rufend, damit uns die ausgestiegenen Fahrgäste Platz machten, wieder den ganzen Bahnsteig entlang nach vorne und kamen da endlich in einem recht unpraktisch möblierten Abteil unter, wo schon drei Rennradler aus Mailand ihre Räder hängend und stehend untergebracht hatten. Der Zug fuhr ab.

Mit Mühe arrangierten ein älteres italienisches Ehepaar und wir unsere Räder so um, dass sie, die nach Vicenza wollten, zuerst aussteigen konnten und so fuhren wir, bei unseren Rädern stehend, nach Verona. Dort ging es dann noch per Rad zum Hotel, das wir bereits bei unserer letzten Durchreise, gute zwei Wochen zuvor, gebucht hatten.

Abends holten wir nochmal unsere Räder aus der Tiefgarage, gondelten ein Wenig durch Verona, gingen in einer Slowfood-Trattoria am Rande der Altstadt gut und originell essen und gönnten uns zum Abschluss noch ein feines Eis.

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In der Nacht gab es kein Geräusch, als das gleichmäßige ferne Tönen irgendeiner Maschine in der nahen Konservenfabrik. Das störte nicht weiter und so haben wir sehr gut geschlafen.

Am Morgen ging es dann ohne Frühstück los, und erst in einem der nächsten kleinen Orte kehrten wir zu Kaffee und Croissants in einer Bar ein. In einem anderen kleinen Ort, Mesola, kauften wir eine Semmel und ein Stück Käse, in einem weiteren Ort gab es einen Obstladen, wo wir Trauben bekamen und prima reife Feigen vom eigenen Baum des Händlers.

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Danach kam ein ziemlich unangenehmes Wegstück, denn über die verschiedenen Arme und Kanäle, in denen Po und Etsch hier münden, gibt es nur die großen Brücken der Hauptstraße und so fuhren wir wieder einmal ständig überholt von schweren Lkw, die immer eine für Radler sehr irritierende Windschleppe hinter sich herziehen.

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Einige Male konnten wir auf Nebenstraßen ausweichen, aber die Rückkehr auf die schnell befahrene Hauptstraße ist  dann, vor allem von links kommend, auch immer ein Abenteuer der besonderen Art.

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Ein Problem an diesem Tag war, dass wir mangels Internetzugang im Hotel von Codigoro noch kein Hotel für die kommende Nacht hatten buchen können. Erst in Rosolina, wo wir Pause machten, gelang es mir, einen mobilen Internetzugang zum Roamingtarif zu aktivieren und Friederike buchte ein Zimmer in Rosolina Mare, das der Beschreibung nach nahe genug an Chioggia zu liegen schien, wo wir auf dieser Reise unbedingt einmal hin wollten, nachdem das vor zwei Jahren nicht geklappt hatte.

Ein Stück hinter Rosolina konnten wir dann endlich abbiegen. Auf einem Damm-Radweg ging es ziemlich holperig unserem Übernachtungsort Rosolina Mare zu. DCIM103GOPRODas Hotel Sole war auch schnell gefunden. Die Zimmer in seinen zwei Trakten haben sehr große Terrassen, die direkt aneinander grenzen. Die Gäste gegenüber schienen einen Hund zu haben, denn dort standen nicht nur eine Bierdose auf dem Tisch und Fress- und Trinknäpfe auf dem Boden, sondern die Terrasse zierten auch zwei beachtliche Hundehaufen.

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Friederike wollte ins Meer, also machten wir uns mit leichtem Gepäck auf zum Strand. Während sie schwamm, guckte ich mir das bunte und vielfach belustigende Strandleben an.

20150820_160431Für den Abend hatten wir uns, wie gesagt, Chioggia vorgenommen, und wir ließen uns auch nicht davon abschrecken, dass die gemessene Entfernung etwas über zwanzig Kilometer betrug. Die Schnellstraße nach Möglichkeit meidend, gelangten wir schließlich dort hin, machten einen kleinen Rundgang in der wirklich sehr malerischen Stadt und setzen uns schließlich, abseits des Touristenstroms, vor eine kleine Trattoria, wo wir gut mit einem Meeresfrüchte-Menü beköstigt wurden.

20150820_192130Die Wirtin wurde wegen der rasch einsetzenden Dunkelheit schon etwas nervös, aber uns schienen die Wolken noch weit genug entfernt, um sicher zurück ins Hotel zu kommen.

Während unserer Fahrt begann beinahe ringsum in der Ferne Wetterleuchten, aber es blieb trocken und kräftiger Wind blies uns voran. Das ging so lange gut, wie wir nach Südwesten fuhren. Das letzte Stück von knapp zehn Kilometern allerdings begann in entgegengesetzter Richtung und nun machte uns der ständig stärker werdende Wind schwer zu schaffen. Als Blitz und Donner immer näher kamen und rasch heftiger werdender Regen einsetzte, nahmen wir schnell Zuflucht zu einem einzeln stehenden Haus und suchten Schutz in der wetterabgewandten Türnische eines Anbaus mit einem kleinen Dachüberstand.

Bald blitzte und donnerte es in unmittelbarer Nähe, der Sturm riss Zweige von den Bäumen und trug sie mit sich fort, dem heftigen Regen gesellte sich Hagel bei und schließlich lief die Dachrinne unseres Refugiums über und wir wurden, so sehr wir uns auch in die Nische drückten, auf der Vorderseite gut durchnässt.

Als der Regen nachzulassen begann, machten wir uns auf den restlichen Rückweg. Im Hotel hatte der Sturm auf unserer Terrasse die schweren stählernen Stühle und unsere frisch gewaschene Wäsche verblasen und fremde Handtücher herbeigeweht. Wir räumten etwas auf, zogen trockene Kleider an und gingen für einen Abendtrunk in die Hotelbar. Studio_20150823_150503

Nachts war es laut gewesen. Gegenüber dem Hotel befand sich eine Kneipe namens Woodstock und die dortigen Gäste unterhielten sich bis weit nach Mitternacht lautstark. Auch später waren noch lärmende Leute auf der Straße und schon früh kamen Straßenreinigung und Müllabfuhr.

Wir fuhren noch einmal zur Piazza, um sie bei Tage zu sehen, dann hinaus aus der Stadt. Unterwegs fanden wir in einer Wohnanlage mit einigen kleinen Läden unseren Proviant. Wir essen noch immer kiloweise Weintrauben, aber langsam ist unser Appetit darauf gesättigt.

Nachts hatte es geregnet. Der Himmel war bedeckt und es war bedeutend kühler als in den letzten beiden Wochen, aber nur in Pausen zogen wir unsere Windstopper-Jacken an. Während der Fahrt genügten immer noch Hemd oder T-Shirt.

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Nach einiger Zeit erreichten wir die Valli di  Comacchio, einen großen See im Nationalpark des Po-Deltas. Meist auf Dämmen fuhren wir durch eine sonst völlig ebene Landschaft. Einmal mussten wir auf einer kleinen Fähre einen Kanal überqueren.

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Wir sahen Reiher, Möven, Flamingos, Fasanen, einen Hasen. In dem lagunenartigen See lagen zum Teil verfallene Häuser auf künstlich angelegten kleinen Inseln.

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Wir kamen in Comacchio  vorbei, das mit seinen malerischen Kanälen vor allem bei deutschen Touristen sehr beliebt zu sein scheint und ließen uns dort bei einem Brunnen zur Brotzeit nieder.

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Etwas ferner sahen wir die mächtigen Wasserstrahlen von großen Bewässerungsanlagen und als wir wieder auf größere Straßen kamen, überholten uns wieder, wie schon neulich, die hoch überladenen Lkw, die eine Spur einzelner verlorener Tomaten hinterließen, in Kurven und Kreisverkehren hätte man sich für so manche Mahlzeit mit Soßentomaten eindecken können.

Nach einer nervenbelastenden Fahrt auf der Fernstraße, ständig überholt von riesigen Lastzügen, gelangten wir schließlich zur Abtei von Pomposa, die wir vor einigen Jahren bereits besichtigt hatten. Hier hielten wir uns länger auf, denn die ursprünglich auf über 100 km berechnete Tagesetappe hatten wir zwar deutlich verkürzt und waren schon früh in Zielnähe, aber wir hatten telefonisch Nachricht erhalten, dass das Hotelzimmer erst um 18 Uhr beziehbar sei.

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Der Weg dorthin wurde allerdings recht lang, denn in dem Bemühen, auf den letzten zwei Kilometern die schreckliche Hauptstraße zu meiden, verhedderten wir uns auf Feldwegen. Das Hotel schließlich war modern, das Zimmer geräumig, aber es war doch ein Reinfall, denn es gab weder das im Internet abgebildete Restaurant, noch überhaupt eine Internetverbindung, was unsere weiteren Planungen, einschließlich Hotelbuchung für die darauffolgende Nacht, erheblich beeinträchtigte.

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Das Hotel, vor nicht allzu langen Jahren wohl mit großen Erwartungen und einem schmucken Restaurant erbaut, liegt am Rande eines Gewerbegebietes, das auch Ziel von vielen Tomatenlastern ist, die sich dort in einer Konservenfabrik entleeren.

Zum Abendessen mussten wir nochmal zurück zur Abtei, wo es ein kleines, etwas prolliges Restaurant gibt. Diesmal nahmen wir den umständlichen aber Lkw-freien Weg über die Dörfer und so hatten wir am Ende des Tages die 100 km doch fast erreicht.

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Nach der Abfahrt aus Riccione ging es noch einmal für einige Stunden die endlosen Strandorte entlang, die, einer dicht am anderen, die Adria säumen.
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Manchmal wurde es uns in der ersten Reihe zu viel mit urlaubsträgen Strandbesuchern, unsicheren Freizeitradlern, Kindern und Erwachsenen, die gedankenlos kreuz und quer über den Weg liefen. Dann wichen wir aus in die zweite oder dritte Reihe, wo die Hotels sind, die Restaurants, die Shops für Souvenirs und Strandzubehör, die Sexläden, die Restaurants und die Bars.
Studio_20150819_000529Einmal waren wir noch am Strand und Friederike erkundete die Bademöglichkeiten, aber am freien Strand gab es keine Duschen, und mit salziger Haut weiterzuradeln, hätte nicht gut getan.
Studio_20150819_000601An der Marina von Cesenatico schwelgten wir nochmal in Bildern und Farben, dann ging es noch einige Kilometer am Meer entlang, bis wir die Küste verließen.
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Der weitere Weg führte, oft an Kanälen entlang, wo uns die zahlreichen Fischerhütten mit ihren Netzen faszinierten, dann auch auf Feldwegen und durch Pinienwälder, nach St. Apolinare in Classe und schließlich zu unserem Hotel in Ravenna.
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Am Abend liefen wir noch zur Piazza del Popolo und aßen dort im wunderschönen Ambiente des Platzes zu Abend.
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Die Fahrt heraus aus Ancona, nordwärts der Küste entlang, war eine heftige Angelegenheit. Weit über Falconara hinaus, bis Montemarciano, fuhren wir fast durchgehend mit hoher Geschwindigkeit im starken Verkehr der Hauptstraße.
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Studio_20150817_235215 Erst dann konnten wir die Eisenbahnlinie unterqueren und nun ging es über viele Kilometer am Strand entlang. Liegestühle, Sonnenschirme, Badehäuschen und die dazugehörigen Badegäste in endloser Folge. In einer Bar wo eher Lieferanten und Handwerker verkehrten, machten wir Halt.
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Studio_20150817_235342 Erinnerungen wurden in Fano wach, wo wir vor Jahren einmal ein paar Tage Badeurlaub mit den Kindern gemacht hatten. Auf dem Hauptplatz gönnten wir uns einen Kaffee und mieden unter der Markise des Lokals ein paar wenige Regentropfen.
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Dann führte unsere Route vom Meer weg über einen Hügel und das wurde am Ende der doch recht langen Tagesetappe anstrengender, als wir uns das vorgestellt hatten. Immerhin mussten wir von Meereshöhe auf etwa 160 Meter aufsteigen. Die Belohnung war dann eine rasante Abfahrt auf der am Abend wenig frequentierten Hauptstraße.

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Studio_20150817_235540 So erreichten wir schließlich unseren Zielort Riccione und, im Gewirr der Einbahnstraßen sicher geführt durch OpenStreetMap, schnell auch unser Hotel.
Studio_20150817_235800 Zum Abendessen suchten wir eine der vielen Pizzerien auf, die neben Souvenirläden, Geschäften für Spielzeug und Strandzubehör, Cafés und Eisdielen die Straßen säumen, wo sich am Abend das Strandvolk lärmend ergeht. Die Strandorte sind zwar vekehrsberuhigt, gegen den Menschenlärm, der uns auch noch in den Schlaf begleitete, hilft das aber nicht.
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Heute war das Frühstück laut und chaotisch. Das System war mit den vielen Gästen, die gleichzeitig aufzutauchen schienen, hoffnungslos überfordert. Plätze, Teller, Gläser und Tassen waren ausgegangen, ebenso einige Bestandteile des Buffets. Wir sicherten uns einen frei werdenden Tisch und nach und nach kamen wir auch zu Speck, einem Rest Rührei, Semmeln, Käse, Hörnchen, Joghurt, zweierlei Kuchen, Kaffee, Milch, Saft und dem benötigten Besteck und Geschirr.

Mit dem Auschecken durften wir uns Zeit lassen. Draußen regnete es leicht. Wir beluden unsere Räder in der Tiefgarage und fuhren dann im aufhörenden Regen eine kleine Runde durch die fast ausgestorben wirkende Stadt. Erst bei der zweiten Bank gelang es uns, Bargeld abzuheben. Unter den Schirmen eines Cafés an der Piazza Repubblica waren wir die einzigen Gäste

Schließlich machten wir uns auf zum Bahnhof, denn sonst gab es hier für uns nichts mehr zu tun. Wir brachten unsere Räder durch die Unterführung zum Bahnsteig. Die Szenerie am Bahnhof war merkwürdig. Ein Mann krakeelte herum, eine dicke Frau in einem morgenmantelähnlichen Kleid ging auf und ab, setzte sich hin, rauchte, lachte, ging wieder. Einige Inder wechselten mehrmals über die Gleise, der Lautsprecher quäkte Unverständliches.

Als der Zug kam, der im Fahrplan das Zeichen für Fahrradmitnahme trug, konnten wir keinen entsprechend gekennzeichneten Waggon entdecken. Also bugsierten wir Gepäck und Räder eilig hoch durch einen beliebigen Einstieg und richteten uns erst im Laufe der Fahrt einigermaßen im Vorraum ein. Den größeren Teil der Reise brachten wir im Stehen zu, denn ich musste immer wieder mein Fahrrad manövrieren, wenn Leute, warum auch immer, an unserem Ende des Wagens aussteigen wollten. Der Mensch benimmt sich in solchen Situationen sonderbar und verhindert oft durch hektisches Gedrängel, dass man ihm Platz macht.
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In Ancona war Endstation und so hatten wir etwas mehr Ruhe zum Aussteigen. Das Hotel war alsbald gefunden. Unser Zimmer war das entfernteste des Hauses und wir mussten innen quasi einmal ums Ganze herumlaufen, um es zu erreichen. Das Fenster war vergittert, denn unmittelbar davor lag das Flachdach des Nebenhauses.
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Die abendliche Essenssuche war nicht ganz einfach, denn in der näheren Umgebung des Hotels fanden wir nur Pizzaläden zum Straßenverkauf. Auf der Suche nach etwas wie einer Altstadt liefen wir erst an einer stark befahrenen Straße bergan, dann über Treppen wieder hinunter und noch ein ganzes Stück weiter, bis wir nach langem Laufen schließlich ein Lokal fanden, bei dem wir uns niederließen. Es war etwas vulgärschick, aber Essen und Weißwein waren in Ordnung. Den Heimweg nahmen wir hauptsächlich am Meer entlang und bei einem Stand am Straßenrand gab es noch ein gutes Eis.
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Das Frühstück im Vecchio Forno war eher italienisch-spartanisch. Lustiges Detail war ein Toaster am Buffet, dessen Stromkabel lose herunterhing und der auch sonst keine Zeichen rezenten Gebrauchs aufwies. Es war Feragosto, der Tag, an dem ganz Italien Urlaub macht. Um unsere Verpflegung brauchten wir dennoch nicht zu bangen, denn auf dem Weg zum Ausgangspunkt unserer Tagesetappe kamen wir an einem riesigen Supermarkt vorbei, der geöffnet hatte und gut frequentiert war. Da konnten wir Proviant einkaufen.Studio_20150816_082039Am Vorabend hatte ich ein wenig im Internet herumgesucht, weil mir die Aussicht nicht gefallen hatte, auf stark befahrenen Straßen nach Terni zu radeln. So war ich auf eine Route gekommen, die ein gutes Stück weit auf einer alten Bahntrasse verlief. Dadurch wurde der Anstieg viel weniger steil. Die zusätzliche Höhe ließ sich verkraften.Studio_20150816_082124

Die Strecke war gut ausgebaut und markiert, aber nicht asphaltiert. Das störte aber nur dort, wo feiner Schotter nur wenig verdichtet lag, so dass die Reifen keinen rechten Griff fanden.  Sonst war der Weg ein echter Höhepunkt dieser Reise. Zunächst immer leicht ansteigend, mit wunderbaren Ausblicken auf die Landschaft, einige Male über hohe Brücken. An einer Stelle steigt die Strecke im Bogen an und überquert dann die eigene Trasse. Eine ganz besondere Erfahrung aber war die Fahrt durch einige Tunnel, in denen es völlig finster war, so dass wir ausschließlich auf  unser Fahrradlicht angewiesen waren.Studio_20150816_082205

Studio_20150816_082400Kurz vor Scheggino verfing sich ein Steinchen im Inneren meines Kettenschutzes und verklemmte sich im unteren der Röhrchen, in denen die Kette läuft. Erst beim zweiten Reparaturversuch konnte ich den Eindringling entfernen. In Scheggino setzten wir uns erst an einen Brunnen unter Bäumen und machten Brotzeit, dann tranken wir noch einen Kaffee. Am späten Nachmittag wurde der Verkehr etwas dichter. Die Leute schienen von ihren Feiertagsausflügen zurückzufahren.Studio_20150816_082504An einem Wasserfall, der ein beliebtes Ausflugsziel zu sein schien, war alles zugeparkt und es herrschte Stau. Wir passierten noch einen modernen Straßentunnel und wenige Kilometer weiter begannen schon die Industrieanlagen von TerniStudio_20150816_082646

Am Bahnhof besorgten wir uns die Fahrkarten für den nächsten Tag, dann fuhren wir zu unserem diesmal recht noblen Hotel gleich gegenüber. Auf dessen Dachterrasse konnten wir dann auch, mit Blick auf den Bahnhof und die umliegenden Hügel, zu Abend essen.

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Die Nacht war ruhig, das Frühstück in der großen Wohnküche sehr nett überwacht von dem angenehm ruhigen kleinen Signore, dessen Frau, wie wir erfuhren, gerade in Kanada weilte, wo sie zu Hause ist.

Wir kauften im Losfahren noch im nahen Conad ein, dann ging es durch ein paar Wohnstraßen wieder hinaus auf die Landstraße.
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Studio_20150815_002858Je näher wir an Assisi herankamen, umso stärker wurde der Verkehr.
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Wir überlegten lange, ob wir die Stadt umgehen oder tatsächlich bis zur Kathedrale hinauffahren sollten, die wir vor einigen Jahren schon einmal gesehen hatten. Schließlich entschieden wir uns, doch hinaufzufahren. Das war ziemlich mühsam, aber die Gebäude sind beeindruckend und der Ausblick in die Landschaft ist wunderbar.
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Für den weiteren Weg nach Spoleto sah unsere Route wieder größere Autostraßen vor, aber Friederike entdeckte eine kleine Tafel, die uns auf einen gut ausgeschilderten Radweg verwies, auf dem wir gut zu unserem Ziel gelangten.
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Das ging zwar nur selten bergauf, war aber wegen der Hitze und wegen des teils recht kräftigen Gegenwindes nicht ohne Anstrengung.
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Zeitweise führte unser Weg an einem Kanal entlang und der Windschatten an der ungewöhnlich steilen Böschung war recht willkommen.
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Das reservierte Hotel lag ein paar Kilometer vor Spoleto in ländlicher Gegend.
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Abends wollten wir noch in die Stadt, um unsere Erinnerungen an einen Besuch vor vielen Jahren wieder aufzufrischen, als wir, ebenfalls an Feragosto mit den Kindern da waren. Das Hotel von damals war inzwischen anderen Zwecken gewidmet, in der einstigen Trattoria residierte ein kleiner Pizzaservice.

Wir schoben unsere Räder ein Stück in die Altstadt hinauf, fanden hier an der Stelle alter Handwerkerläden moderne Geschäfte, fanden dann aber in einer Seitengasse eine einfache Trattoria, wo wir Zeugen einer etwas belastete Familiensituation bei den Wirtsleuten wurden, die über irgendetwas stritten, aber das Essen war ein echtes Highlight.

Abschließend fuhren wir noch hinauf in die Nähe des Domplatzes, stiegen die letzten Stufen zu Fuß hinauf und erlebten durch die weit geöffneten Türen der Kirche noch das Ende der Feierlichkeiten, mit denen jedes Jahr ein Madonnenheiligtum in einer Prozession von der unteren zur oberen Kirche getragen wird.

Die Abfahrt durch das Gewirr der Einbahnstraßen war nicht ganz einfach, aber schließlich landeten wir wieder auf der Piazza hinter dem doppelten Stadttor, wo vor einem Lokal laute Techno-Musik dröhnte und die Jugend des Ortes versammelt war. Wir kauften uns ein wundervolles Eis und schauten noch eine Weile zu, bis wir schließlich recht spät durch die Dunkelheit nach Hause navigierten.

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Die Nacht war ruhig das Frühstück italienisch, mit ein paar Zugeständnissen ans Mitteleuropäische, unter anderem in Form von Automatenkaffee, der allerdings so greislich war, daß die Wirtin den wenigen Gästen hernach noch einen echten Espresso kredenzte. 
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Die Luft war angenehm lau, der See lag still im Vormittagslicht, aber der Verkehr im Ort war so, daß wir kaum aus der Hoteleinfahrt kamen. So ging es weiter. Erst als wir eine Autobahnzufahrt passiert hatten, wurde es leichter und dann kam bald schon der Aufstieg nach Magione
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Das lief, ausgeruht, wie wir waren, ganz passabel. In Magione war Markt und wir kauften dort etwas Obst. 
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Die Zufahrt auf Perugia war anstrengend. Nicht nur wegen des Anstiegs, sondern auch wegen des starken Verkehrs, riesiger Kreisverkehre, unübersichtlicher Wegführung und vermutlich veralteter GPS-Routen, die uns an komplizierten Kreuzungsbauwerken entgegen der Fahrtrichtung führen wollten. 
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Am Rand der Altstadt von Perugia tranken wir am Straßenrand einen Kaffee und unterhielten uns mit dem Cafébesitzer, dessen Vater wohl aus nicht ganz durchsichtigen Gründen in deutschen Lagern gewesen war. Er wolle ein Buch darüber schreiben. 
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Es ging noch ein Stück aufwärts, dann wieder bergab. Der Verkehr blieb lästig. Irgendwo fanden wir eine kleine Grünfläche mit einer im Schatten liegenden, aber von der Sonne gut aufgeheizten Steinbank. Die Wasserstelle daneben war trocken. Im klimatisierten Supermarkt nebenan kaufte ich noch Pflaumen und Joghurt.Studio_20150813_182744
Wir blieben in der Nähe der Autobahn, die uns schon den ganzen Tag begleitet hatte, es ging noch aufwärts, es war heiß, wir machten trotz der nicht wirklich extremen Steigung mehrere Pausen. Der Himmel hatte sich vor uns etwas zugezogen und es fielen einige Regentropfen. Schließlich gelangten wir doch nach Bastia Umbra und zu unserem B&B Arcobaleno, wo uns ein sanfter freundlicher Herr empfing. Wir haben ein nettes Zimmer und ein geräumiges eigenes Bad gleich über den Flur. 
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Da wir nicht so weit gefahren und früh dran waren, hatten wir reichlich Zeit, uns über die nächsten Etappen klar zu werden. Dann gingen wir hinaus, etwas zu essen zu suchen. Wir liefen über eine Brücke auf die Altstadt zu, staunten über eine riesige alte Fabrik, die wohl Getreide zu Nudeln und anderem verarbeitet, taten uns zunächst etwas schwer mit der Auswahl zwischen den wenigen Restaurants, trafen am Ende aber eine gute Wahl und bekamen vorzüglich zu essen. 
Auf dem Rückweg machten wir noch kurz halt an einer Piazza, wo eine recht gute Jazzsängerin mit Combo auftrat, aber wir blieben nicht lang, denn wir wollten zurück ins Hotel, um noch den Aufenthalt an Feragosto in Terni zu buchen und uns auszuruhen.

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